Elf Fakten über den Oman, die du vielleicht noch nicht kanntest
-
Arisa S. – unsplash.com/license
- 8. November 2024
Der Oman wird auch die Schweiz des Nahen Ostens genannt. Weißt du, warum? Wenn nicht, dann erfährst du das und noch viel mehr Wissenswertes über das Land auf der Arabischen Halbinsel hier auf change.
Land des Weihrauchs, abwechslungsreiches Klima und große Gastfreundschaft: Oman nimmt im Nahen Osten eine ganz besondere Rolle ein. Warum das so ist, hat change für dich aufgeschrieben.
1. Die „Rub al Khali“-Wüste: Omans „leeres Viertel“
Die größte zusammenhängende Sandwüste der Welt, die Wüste Rub al Khali, was auf Deutsch „leeres Viertel“ bedeutet, zieht sich durch Oman. Sie erstreckt sich über 780.000 Quadratkilometer und vier Länder: Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Jemen und Oman. Die Rub al Khali ist nahezu menschenleer, es gibt kaum Oasen, geschweige denn Ortschaften oder Städte. Reisende sollten die Wüste nur mit einem erfahrenen Guide betreten, denn sie hat ihre ganz eigenen Regeln: Wasser kommt so gut wie gar nicht vor, und die Sanddünen verändern sich ständig, was die Orientierung schwierig macht.
2. Gastfreundschaft und Sicherheit werden großgeschrieben
Oman hat in den letzten Jahren einen beispiellosen Tourismusboom erlebt und will noch mehr: Bis 2040 plant das Land, jährlich bis zu zwölf Millionen Besucher:innen zu empfangen. Die Chancen dafür stehen gut, denn die Omanis gelten als äußerst gastfreundlich und das Land zählt zu den sichersten Reiseländern der Welt.
3. Diverses Klima: Im Sommer blüht die Wüste
Oman ist ein Land mit einem sehr abwechslungsreichen Klima – auch wenn man das von einem Wüstenstaat nicht erwarten würde. Im Hajar-Gebirge im Nordosten des Landes können die Temperaturen im Winter unter den Gefrierpunkt fallen. In Dhofar, im Süden, herrschen das ganze Jahr über tropische Temperaturen, dort lässt der Monsun die Wüste in den Sommermonaten regelmäßig blühen. Doch der Klimawandel macht dem Land in den letzten Jahren zunehmend zu schaffen. Lange Dürreperioden werden von sintflutartigen Regenfällen und Überflutungen unterbrochen.
4. Auf der Weihrauchstraße durch Oman
Wenn es einen Geruch gibt, der den Oman charakterisiert, dann ist es der von Weihrauch. Seit Jahrtausenden wachsen hier Weihrauchbäume und Sträucher, auch Boswellia genannt. Deren Harze verströmen beim Verbrennen den typischen Duft, den die meisten von uns mit Weihnachten oder Kirchen verbinden. Früher war der Weihrauch sogar mehr wert als Gold und wurde von Oman aus über die sogenannte Weihrauchstraße in alle Welt verkauft.
5. Religiöse Spannungen? Nicht in Oman!
Ein Großteil der Omanis ist muslimischen Glaubens: Davon sind circa 45 Prozent Ibadit:innen, weitere 45 Prozent Sunnit:innen und etwa fünf Prozent Schiit:innen. Die Spannungen, die es in vielen muslimisch geprägten Ländern zwischen den verschiedenen Religionsgemeinschaften gibt, kommen in Oman jedoch kaum vor: Ibadit:innen, Sunnit:innen und Schiit:innen besuchen die gleichen Moscheen und beten gemeinsam. Nicht zuletzt könnte das etwas mit dem Ibadismus zu tun haben, denn die Glaubensrichtung gilt als sehr tolerant und friedlich.
6. Frauenrechte: So steht es um die Gleichstellung
Für Mädchen besteht genau wie für Jungen die allgemeine Schulpflicht, und deutlich mehr Mädchen studieren nach der Schule. So viele, dass Oman inzwischen eine Männerquote bei der Vergabe der Studienplätze an den Unis eingeführt hat. Leider ist es an den Universitäten mit der Gleichberechtigung nicht weit her: Laut einem Bericht von Human Rights Watch brauchen viele Studentinnen beispielsweise die Erlaubnis eines männlichen Vormunds, wenn sie an Aktivitäten außerhalb des Campus teilnehmen möchten.
Auch auf dem Jobmarkt des Landes sieht es in Sachen Gleichberechtigung nicht gut aus: 2021 lag der Anteil der arbeitenden Frauen nur bei 12,6 Prozent. Und die Geschlechtertrennung geht noch weiter: Denn auch im Privaten ist es in Oman unüblich, dass Frauen und Männer gemeinsam Zeit verbringen: Hier hängen Frauen meist mit anderen Frauen ab und Männer mit anderen Männern. Hinzukommt, dass Schätzungen zufolge 78 Prozent der Frauen vor Ort von Genitalverstümmelung betroffen sind. Um echte Gleichstellung zwischen den Geschlechtern herzustellen, haben die Omanis also noch einen weiten Weg vor sich.
7. Absolute Monarchie mit modernem Touch
Das Sultanat Oman ist eine absolute Monarchie mit eigener Verfassung. Der Sultan ist zugleich Staatsoberhaupt und Regierungschef. Ihm stehen 30 Minister zur Seite, die er selbst ernennt, die aber nur beratende Funktion haben. Bis in die 1960er-Jahre war das Land relativ rückständig, dünn besiedelt und arm. Dann wurde Erdöl entdeckt, und Qabus ibn Said übernahm als Sultan die Macht von seinem Vater. Es folgte ein Aufschwung: Er modernisierte das Land, baute Straßen und Krankenhäuser und führte die allgemeine Schulpflicht ein.
Im Jahr 2020 starb Sultan Qabus, und seitdem wird Oman von seinem Cousin Sultan Haitham bin Said regiert, der, so scheint es, den modernen Kurs seines Vorgängers fortsetzen will. Dennoch hat das Land seit einigen Jahren mit Geldproblemen zu kämpfen: Die Staatsausgaben fallen so hoch aus, dass sie auch mit den Erträgen aus der Erdölförderung nicht ausreichend gedeckt werden können. Die Wirtschaft muss deshalb dringend reformiert werden, und es braucht mehr Arbeitsplätze, denn die Arbeitslosenquote ist gerade unter jungen Menschen hoch.
8. Kafala-System in Oman: Die Situation der Arbeitsmigrant:innen
Oman ist in manchen Dingen ein recht modernes und fortschrittliches Land. Es gibt aber auch Schattenseiten, zum Beispiel bei der Situation der Arbeitsmigrant:innen. Wie in vielen anderen arabischen Ländern gilt auch in Oman das sogenannte Kafala-System: Ausländische Arbeitskräfte kommen über Sponsor:innen, meist die zukünftigen Arbeitgeber:innen, ins Land, um dann praktisch ohne eigene Rechte ihren einheimischen Arbeitgeber:innen fast vollständig ausgeliefert zu sein. Besonders betroffen sind in Oman Frauen aus Asien und Afrika. Zwar haben sich laut einem Bericht von Amnesty International aus dem Jahr 2023 die Rechte der Arbeitsmigrant:innen in Oman leicht verbessert, vieles bleibt aber noch zu tun.
9. Die Straße von Hormus: Wirtschaftspolitischer Hotspot
Am äußersten Zipfel der Arabischen Halbinsel gelegen, gehört zu Oman auch Musandam, das durch die Vereinigten Arabischen Emirate vom übrigen omanischen Staatsgebiet getrennt ist. Damit kontrolliert Oman einen Teil der sogenannten Straße von Hormus, dem einzigen Seeweg aus dem Persischen Golf, durch den ein Großteil des Erdöls aus den Golfstaaten verschifft wird. Oman spielt deshalb eine wichtige Rolle im Welthandel.
10. Oman: Die Schweiz des Nahen Ostens
Oman wird häufig als „Schweiz des Nahen Ostens“ bezeichnet. Das hat nicht nur mit dem modernen Image des Landes zu tun, sondern auch mit der Vermittlerrolle, die Oman immer wieder einnimmt. Denn Oman ist eines der wenigen Länder in der Region, das sich im Nahostkonflikt weitgehend neutral verhält und regelmäßig versucht, die konkurrierenden Mächte zu Friedensverhandlungen zu bewegen.
11. Eine Hiobsbotschaft aus dem Oman
Weißt du, was man unter einer „Hiobsbotschaft“ versteht und was der Ausdruck mit dem Oman zu tun hat? Hiob, eine Figur aus dem Alten Testament, hat trotz schwerer Prüfungen und Schicksalsschläge den Glauben an Gott nicht verloren. Unter einer „Hiobsbotschaft“ versteht man deshalb eine schlechte Nachricht, die Unglück über ihre Empfänger:innen bringt, so ähnlich wie die schlechten Nachrichten, die Hiob so oft empfangen musste. Im Süden des Oman, nahe der Stadt Salalah, liegt das Grab des Hiob, auf dessen biblische Parabel der Ausdruck zurückgeht. Das Grab ist seit Jahrhunderten eine wichtige Pilgerstätte für gläubige Christ:innen und Muslim:innen, denn der Prophet Hiob kommt unter dem Namen Nabi Ayub auch im Koran vor.
Aktuelle Entwicklungen in Sachen Wirtschaft und Demokratie in Oman und der Welt hält der BTI Transformationsindex der Bertelsmann Stiftung regelmäßig fest. Jetzt schlaumachen und mehr darüber erfahren, was in der Welt passiert!