Elf Fakten über Albanien, die dich staunen lassen
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Renaldo Kodra – unsplash.com/license
- 10. Mai 2024 | aktualisiert: 19. Juli 2024
Schneebedeckte Berggipfel, traumhafte Strände und den letzten Wildfluss Europas: Das alles gibt es in Albanien. Doch das Land auf der Balkanhalbinsel hat noch viel mehr Interessantes und Kurioses zu bieten. change hat recherchiert.
Weißt du, warum es in Albanien so viele Bunker gibt und warum oft Stofftiere an den Häusern hängen? Wenn nicht, dann lies weiter und erfahre mehr über Albanien oder Shqipëria, wie es in der Landessprache genannt wird.
1. Die Vjosa: Europas letzter wilder Fluss
Von ihrer Quelle im Nordwesten Griechenlands schlängelt sich die Vjosa, oder auf Griechisch Aoos, über 270 Kilometer durch Albanien, bis sie in die Adria mündet. Auf ihrem Weg ist sie als letzter Wildfluss Europas bisher von Menschenhand völlig unberührt geblieben. Zum Glück soll das auch so bleiben, denn Anfang 2023 wurde die Vjosa mit ihrem einzigartigen Ökosystem als erster Wildfluss-Nationalpark Albaniens unter Naturschutz gestellt.
2. Mit dem Zug durch Albanien? Eher nicht
Altersschwache Züge aus der Zeit der Deutschen Reichsbahn, die sich im Schneckentempo schnaufend durch die Landschaft quälen: Das erwartet Bahnreisende in Albanien. Wenn überhaupt, denn im Dezember 2023 fuhr kein Personenverkehr mehr auf der Schiene. Das Bahnnetz im Land wurde nie ausgebaut und an die Nachbarländer angeschlossen, weshalb man – selbst wenn die Bahn fahren würde – nicht weit kommt.
3. Darum sind die meisten Albaner:innen muslimischen Glaubens
Ende des 14. Jahrhunderts eroberten die Truppen des Osmanischen Reiches Albanien Stück für Stück und besetzten das Land für die nächsten 500 Jahre. Unter dem Eindruck der muslimisch geprägten Besatzungsmacht konvertierten viele Albaner:innen zum Islam – teils freiwillig, teils unter Druck oder weil es ihnen gesellschaftliche Vorteile brachte. Auch nach der Unabhängigkeit Albaniens Anfang des 20. Jahrhunderts ist der Islam bis heute die prägende Religion des Landes geblieben.
4. Das isolierteste Land der Welt
Zwischen 1944 und 1985 wurde Albanien unter dem Alleinherrscher Enver Hoxha (spricht man aus wie „Hodscha“) mehr und mehr zu einer Diktatur wie unter Stalin. In den 1970ern war das Land total isoliert vom Rest der Welt. Um den Widerstand in der Bevölkerung gegen das Regime zu brechen und Gegenstimmen zum Schweigen zu bringen, griffen die Machthabenden zu brutalsten Mitteln. So wurden Tausende von Menschen in Lagern unter schlimmsten Bedingungen zur Zwangsarbeit verurteilt und mussten dort teilweise jahrzehntelang ausharren.
5. Tätowieren im Bunker
Während des Kalten Krieges wurde der Diktator Enver Hoxha in seiner Isolation immer paranoider und war schließlich davon überzeugt, dass die Sowjetunion, die USA und China eines Tages Albanien angreifen würden. Aus diesem Grund ließ er zwischen 1972 und 1983 im ganzen Land schätzungsweise 173.371 Bunker bauen. Zu dem von Hoxha befürchteten Großangriff der Weltmächte auf Albanien kam es zwar nie, aber die meisten Bunker stehen noch heute und erinnern an diese dunkle Zeit. Die Albaner:innen sind jedoch kreativ in der Nachnutzung: Heute werden die pilzförmigen Bunker als Tattoostudio, Hotel oder zur Pilzzucht genutzt.
6. Zeitreisen in Butrint: Drei Hochkulturen an einem Ort
Im Süden Albaniens, nahe der Grenze zu Griechenland, liegt der Nationalpark Butrint. Die Stätte ist historisch und archäologisch einzigartig, weil hier sowohl Bauten aus dem antiken Griechenland als auch aus dem Römischen Reich zu finden sind. Tausende Jahre später, nach der Eroberung des heutigen Albaniens, fügten auch die Osman:innen ihre eigenen Bauten der historischen Stätte hinzu. Das Besondere an Butrint: Alle Bauwerke befinden sich in einem sehr guten Zustand, sodass man hier eine kleine Zeitreise durch die Jahrtausende und Hochkulturen unternehmen kann.
7. Albanisch: Eine einzigartige Sprache
Das Albanische hat zwar sehr weit entfernte verwandte Sprachen im europäischen Raum, zum Beispiel Latein, Deutsch oder Serbokroatisch. Jedoch steht Shqipe, wie Albanisch in der Landessprache heißt, weitgehend für sich. Es wird vermutet, dass Albanisch mit längst ausgestorbenen Sprachen wie dem Illyrischen näher verwandt ist. Einig ist sich die Forschung da aber nicht.
8. Der Lotterieaufstand: Eine Nation wird betrogen
Ende der 1990er-Jahre kam es in Albanien zum sogenannten Lotterieaufstand: Betrüger:innen hatten zahlreichen albanischen Bürger:innen Zinsen von über 300 Prozent auf Anlagen versprochen. Eine Zeit lang funktionierte dieses Schneeballsystem, doch 1997 implodierte es und viele Menschen verloren viel Geld. Was folgte, waren Aufstände und bürgerkriegsähnliche Zustände im ganzen Land, Politiker:innen wurden entmachtet oder als Geiseln genommen. Es dauerte teilweise Jahre, bis die öffentliche Ordnung im Land wiederhergestellt war.
9. Ein boomendes Reiseland
Strände, Gebirge und Flusslandschaften: Albanien hat alles, was ein beliebtes Urlaubsland braucht. Dennoch hat der Tourismusboom erst vor wenigen Jahren richtig eingesetzt. Inzwischen wird das Land auch wegen seiner für europäische Verhältnisse immer noch sehr günstigen Preise beworben. Ob das Albanien so guttut, daran scheiden sich die Geister: Viele befürchten, dass die Infrastruktur noch nicht ausreichend auf den Massentourismus vorbereitet ist und vor allem Natur und Ökosysteme stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Deshalb gilt: Wer eine Reise nach Albanien plant, sollte sich vorher über klima- und umweltschonende Reisemöglichkeiten informieren!
10. Berühmte Albaner:innen: Mutter Teresa, Dua Lipa und Co.
Die Menschenrechtsaktivistin, Ordensschwester und Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa war Albanerin. Sie wurde 1910 als Agnes Gonxha Bojaxhiu in Skopje, der heutigen Hauptstadt von Nordmazedonien, geboren. Albanien hat auch eine erstaunliche Zahl an international bekannten Popstars hervorgebracht: Die Sängerin Dua Lipa wurde als Tochter kosovo-albanischer Eltern in London geboren. Auch die Sängerinnen Bebe Rexha und Rita Ora sowie der Rapper Action Bronson haben albanische Wurzeln.
11. Darum hängen Stofftiere an albanischen Häusern
Religion war in Albanien im Kommunismus aus dem öffentlichen Leben verbannt. Umso mehr besinnen sich die Albaner:innen heute auf religiöse Traditionen – oder Aberglauben, je nachdem, wie man es sieht. So sind an vielen Häusern im Land Stofftiere angebracht, wie diese Fotoserie zeigt. Das soll den bösen Blick fernhalten. Also wundere dich nicht, wenn dir bei deiner Reise durch das Land Teddybären und Mickey Mäuse begegnen.
Wie steht es um Demokratie und Marktwirtschaft weltweit? Das lässt sich im Transformationsindex BTI der Bertelsmann Stiftung herausfinden. Gute Nachrichten hält der BTI für Albanien bereit: Jetzt nachlesen und mehr erfahren!