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Was kostet es, Mutter zu sein? So viel Geld verlieren Frauen mit Kind

Eine Mutter mit ihrem Kind. Baan Taksin Studio – stock.adobe.com

Was kostet es, Mutter zu sein?

  • Baan Taksin Studio – stock.adobe.com
  • 10. Juli 2020

Er ist einer der wichtigsten, aber schlecht bezahltesten Jobs Deutschlands: Mutter. Dabei haben wir doch gerade erst richtig zu spüren bekommen, wie systemrelevant Mütter sind. Im change-Quiz kannst du schätzen, wie viel es kostet, sich als Frau für ein Leben mit Kindern zu entscheiden.

Frauen haben es schwer auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Obwohl sie zu den Aufsteigerinnen der letzten 40 Jahre gehören und mittlerweile genauso gut ausgebildet sind wie Männer, gibt es immer noch viele Hindernisse auf dem Weg zur Gleichberechtigung. Besonders betroffen: Frauen mit Kindern.

Das kostet es, Mutter zu sein

Um eine Vergleichsgröße für das gesamte Ausmaß der Ungleichheit zu haben, schaut man sich das sogenannte Lebenserwerbseinkommen an. Das ist das Einkommen, das sich eine Person über das gesamte Erwerbsleben hinweg erarbeiten kann. Was denkst du, wie groß ist der Graben zwischen Müttern und Frauen ohne Kindern?
 

Schätz mal: Wie viel Prozent ihres Lebenserwerbseinkommens verliert eine Mutter mit einem Kind gegenüber einer kinderlosen Frau?

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Deine Schätzung

Richtiger Wert

Die richtige Antwort lautet: ca. 40 Prozent.

Quelle: Bertelsmann Stiftung

Schätz mal: Wie viel Prozent ihres Lebenserwerbseinkommens verliert eine Mutter mit drei oder mehr Kindern gegenüber einer kinderlosen Frau?

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Deine Schätzung

Richtiger Wert

Die richtige Antwort lautet: ca. 70 Prozent.

Quelle: Bertelsmann Stiftung


Doppelt benachteiligt: Frau und Mutter

Im gesamten Erwerbsleben verdienen Frauen nur rund halb so viel wie Männer (der sogenannte „Gender Lifetime Earnings Gap“). Mütter hingegen sind doppelt betroffen, denn der entscheidende Faktor für diese Lücke sind: Kinder. Immer noch sind es meist die Mütter, die die unbezahlte Betreuung und Erziehung zu Hause meistern, während der Mann arbeiten geht.

Im Englischen spricht man daher treffend von der „Motherhood Lifetime Penalty“ (dt. „Lebenslange Einbußen aufgrund der Mutterschaft“). Je mehr Kinder eine Mutter hat, desto größer wird die Einkommenslücke zu kinderlosen Frauen. Büßen Mütter mit einem Kind ca. 40 Prozent ihres Lebenserwerbseinkommens ein, sind es bei drei oder mehr Kindern sogar ca. 70 Prozent gegenüber kinderlosen Frauen.

Was sind die Gründe dafür, dass Mütter weniger verdienen?

Wer sich als Frau für Kinder entscheidet, wird irgendwann zwangsweise in eine Arbeitspause gehen. Doch danach geht es oft nicht weiter wie vorher, viele Mütter gehen in Teilzeit. Ganz anders bei Männern, da gibt es sogar den gegenteiligen Effekt: Bis zu 20 Prozent mehr verdienen sie, wenn sie Kinder haben. Frauen mit Kindern sind also oft „Zuverdienerinnen“, während Männer die Rolle des „Ernährers“ einnehmen. Ein Rollenmodell, das aus der Zeit gefallen ist, sollte man denken. Die Realität sieht aber anders aus.

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Die Folgen kriegen nicht nur Mütter lange zu spüren

Wer weniger verdient, hat später geringere Rentenansprüche. Die Gefahr, in die Altersarmut zu rutschen, ist für Mütter größer. Die Corona-Krise wird die Lage von Müttern zusätzlich verschlechtern: Frauen sind stärker von der Krise betroffen, Mütter durch die oben erwähnte doppelte Benachteiligung noch mehr.

Die Folgen treffen auch die Gesellschaft als Ganzes: Die Corona-Krise hat gezeigt, wie wichtig Frauen auf dem Arbeitsmarkt sind, denn sie arbeiten öfter als Männer in mittlerweile als „systemrelevant“ bezeichneten Berufen – als Kassiererinnen, Pflegerinnen, Erzieherinnen. Wir brauchen einen kulturellen Wandel, damit Mütter mehr und Väter weniger arbeiten können. Doch auch das allein wird nicht reichen.

Was die Politik gegen die Benachteiligung von Müttern tun kann

Expert*innen fordern daher, aktiv gegen die Benachteiligung von Müttern vorzugehen. Die Politik hätte dazu viele Möglichkeiten, wenn sie wollte. Die Palette an Maßnahmen reicht von einer Reform des Ehegattensplittings (von dem vor allem Männer profitieren) über eine bessere Kinderbetreuung in Kitas und Schulen (und damit eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf) bis zu höheren Löhnen in systemrelevanten Berufen.

Die Arbeitswelt verändert sich rasant – und mit ihr die Herausforderungen, vor die wir als Gesellschaft gestellt werden. Wie können wir den Arbeitsmarkt so gestalten, dass alle profitieren? Das erforscht das Projekt „Beschäftigung im Wandel“ der Bertelsmann Stiftung.