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change Magazin – Das Magazin der Bertelsmann Stiftung

Viva Las Vegas: Die Glücksspielstadt wird nachhaltig

Zu sehen ist die Skyline von Las Vegas in pastellige Farben getaucht
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Christopher Alvarenga – unsplash.com/license

Las Vegas: So geht Nachhaltigkeit in der Wüstenmetropole

  • Nora Naomi Schultz
  • Christopher Alvarenga – unsplash.com/license
  • 15. November 2024

Glitzer, Prunk und Überfluss: Das verbinden die meisten von uns mit der berühmten US-amerikanischen Glücksspielstadt Las Vegas. Doch die Wüstenmetropole hat auch andere Seiten. change zeigt dir ein Las Vegas, das du so wahrscheinlich noch nicht kanntest.

Die Vereinigten Staaten von Amerika werden nicht immer als Vorbild im Bereich Klimaschutz betrachtet. Bekannt sind sie unter anderem für ihren Konsum und ihre Schnelllebigkeit – Tendenzen, die durch die jüngsten politischen Entwicklungen möglicherweise noch verstärkt werden könnten. Denn der neu gewählte Präsident Donald Trump hat den Klimawandel wiederholt als „Schwindel“ bezeichnet und schon angekündigt, aus dem Pariser Klimaschutzabkommen wieder aussteigen zu wollen. Dabei zählen die US-Bürger:innen bereits jetzt zu den größten CO₂-Emittent:innen pro Kopf – der individuelle ökologische Fußabdruck war 2018 fast doppelt so hoch wie der der Deutschen.
 

Was verbindest du mit der Casinostadt Las Vegas?


Las Vegas setzt neue Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit

Und dennoch interessieren sich Umweltexpert:innen brennend für das Land.  Denn auch wenn der ökologische Wandel auf nationaler Ebene noch zu wünschen übrig lässt, gehen ihn viele US-Bundesstaaten eigenständig an. So befindet sich zum Beispiel mitten in Nevada, einer der trockensten Regionen Amerikas, eine beeindruckende Vorreiterin in Sachen Nachhaltigkeit. Eine Stadt, deren Ruf verschwenderischer nicht sein könnte und die auf den ersten Blick die perfekte Karikatur der Konsumhochburg USA darstellt: die Wüstenmetropole Las Vegas.

Die Glücksspielstadt ist ein Ort der Kontraste

Mit ihren leuchtenden Reklametafeln und der Hoffnung auf irre Gewinne zieht die Glücksspielstadt im Westen der USA täglich etwa 88.000 Besucher:innen an. Sie übernachten in klimatisierten Hotels, planschen in imposanten Pools und bestaunen riesige Wasserfontänen. Dabei liegt Las Vegas mitten in der Mojave-Wüste, einer kupferroten Sandsteinlandschaft, die ebenso spektakulär wie erbarmungslos ist. Sie steht im krassen Gegensatz zu den kühlen Spielhallen der Casinos, in denen die Touristen vor lauter Luxus vergessen, dass sie sich mitten in der Wüste befinden. Wie schafft es die Stadt, die Herausforderungen ihrer Geografie in einer so lebensfeindlichen Umgebung zu meistern?
 

Eckart von Hirschhausen, ein Mann mittleren Alters, steht vor einem großen Baum. Er trägt eine Brille, ein dunkelblaues Polohemd mit einem kleinen Logo auf der linken Brust und eine karierte Hose. Seine Hände sind in den Hosentaschen. Im Hintergrund ist das Haus Berlin der Bertelsmann Stiftung, ein modernes Gebäude mit großen Fenstern und einer Fassade aus roten Ziegelsteinen, zu sehen. Der Mann wirkt entspannt und freundlich.

Was können wir für die Gesundheit unseres Planeten tun, Dr. Eckart von Hirschhausen?

 

Grüner als gedacht: So geht Nachhaltigkeit in Las Vegas

Überraschenderweise löst Las Vegas diese Aufgabe mit Stil. Denn ganz anders als ihr Image vermuten ließe, existiert die Stadt nicht vollständig auf Kosten der Umwelt. Stattdessen setzen sich die Entscheidungsträger:innen schon seit Jahren für ein grüneres Las Vegas ein. Sie überprüfen kritisch den Strom- und Wasserverbrauch und setzen Standards für nachhaltige Architektur und klimafreundlichen Transport. Wenn es um Ressourcenmanagement geht, gilt Las Vegas sogar als eine der erfolgreichsten Städte der Welt.
 


Eines der modernsten Wasserverwertungssysteme der Welt

Mit dem Thema Wasserknappheit setzt sich die Stadt nämlich bereits seit ihrer Entstehung im Jahr 1905 auseinander. Immer wiederkehrende Dürrejahre brachten sie dazu, eines der fortschrittlichsten Wasserwiederverwertungssysteme der Welt zu entwickeln. Heute werden 99 Prozent des Wassers, das in Hotels, Wohnhäusern und Casinos verwendet wird, nach sorgfältiger Reinigung wieder in den Lake Mead geleitet. Dieser Stausee liefert mit Hilfe des Hoover Dams das kostbare Wasser des Colorado Rivers.
 

Ein Mensch steht im Freien vor einer Reihe von Windrädern und formt mit den Händen ein Herzsymbol. Der Sonnenuntergang erzeugt einen warmen Schein, der die Silhouette der Person und der Windräder kontrastreich hervorhebt. Der Himmel ist klar und blau, und die Szene vermittelt eine Botschaft von Wertschätzung für erneuerbare Energien und die Natur.

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Las Vegas setzt auf erneuerbare Energien

Wo Wasser knapp ist, gibt es Sonne im Überfluss. Diesen Reichtum macht sich Las Vegas schon seit einigen Jahren zunutze. Damit ist die Wüstenmetropole eine der wenigen Städte weltweit, die den Strom für alle öffentlichen Einrichtungen aus klimafreundlichen Quellen bezieht. Das Solarkraftwerk Boulder Solar 1 arbeitet dabei nicht allein. Auch Wasserkraftwerke und Windenergie produzieren in Las Vegas Ökostrom, so dass seit fast zehn Jahren jede Straßenlaterne, jede Ampel und jede Glühbirne im Rathaus mit erneuerbarer Energie betrieben wird. 

Doch das ist erst der Anfang. Die Entscheidungsträger:innen in Las Vegas sind sich bewusst darüber, dass der Großteil der Energie von den Hotels und ihren Reklametafeln, den Fahrzeugen und privaten Haushalten verbraucht wird. Deshalb arbeitet die Stadtverwaltung weiterhin daran, ihre CO₂-Emissionen über alle Bereiche hinweg zu minimieren.

Nachhaltig trotz Glitzer: Meet the Sphere

Damit sich diese Trends weiter positiv entwickeln, setzt Las Vegas strenge Standards für den Bau neuer Gebäude. Die sogenannte LEED-Zertifizierung (Leadership in Energy and Environmental Design) basiert auf Kriterien wie Energieeinsparung, Wassereffizienz und CO₂-Emissionen. Ziel ist es, den ökologischen Fußabdruck von Hotels und anderen Gebäuden zu minimieren und neben grünen Technologien auch nachhaltige Materialien einzusetzen. Wo bisher die Pyramide des Luxor Resorts und der ikonische Trump Tower für Aufsehen sorgten, stiehlt nun die Sphere die Show.

The Sphere bezieht Strom größtenteils aus Solarenergie

Das auffällige Gebäude ist von oben bis unten mit LED-Leuchten bestückt und sieht auf den ersten Blick wie ein ökologisches Desaster aus. Tatsächlich handelt es sich aber um die energieeffizienteste Beleuchtung, die heute verfügbar ist. Auch bei der Wärmedämmung punktet das Gebäude, denn moderne Strategien sorgen dafür, dass weder unnötig geheizt noch verschwenderisch gekühlt werden muss. Den Strom dafür bezieht Sphere Entertainment zu 70 Prozent aus Solarenergie.
 

Ein junger Mann läuft gemeinsam mit einer jungen Frau auf einem Weg. Beide schieben ihr Fahrrad.

Wie geht Fahrradfreundlichkeit, Ingwar Perowanowitsch?


Vor diesen Herausforderungen steht der Verkehrssektor

Mit seinem Engagement für erneuerbare Energien, ressourcenschonenden Wasserverbrauch und nachhaltige Architektur gilt Las Vegas in den USA bereits als Vorbild für Nachhaltigkeit. Doch auch in anderen Bereichen arbeitet die Stadtverwaltung an ihrer Klimaschutzstrategie. Eine besondere Herausforderung stellt der Verkehrssektor dar.

Mit der Straßenbahn Monorail emissionsarm durch Vegas

Eine Stadt, die weniger als eine Million Einwohner hat, aber jährlich 40 Millionen Touristen willkommen heißt, braucht nachhaltige Lösungen, die dem schwankenden Verkehrsbedarf standhalten. Während Autos in Las Vegas noch immer die Oberhand haben, sollen elektronische Busse und die Straßenbahn Monorail Besucher:innen zunehmend emissionsarm den Strip entlang chauffieren.

Die ökologische Wende war dringend nötig

Dennoch bleibt die Wüstenmetropole ein Brennpunkt der Klimakrise. Steigende Temperaturen im Sommer verschärfen die Situation, lösen immer wieder Waldbrände aus und bedrohen die Ökosysteme. Hinzu kommt der stetig sinkende Wasserspiegel des Lake Mead. Die Vorreiterrolle der Stadt ist also aus der Not geboren.

Urbaner Fortschritt und Nachhaltigkeit gehen auch zusammen

Mutige Entscheidungen in den Bereichen Ressourcenmanagement, erneuerbare Energien und nachhaltiges Bauen sind für die Wüstenmetropole überlebenswichtig. Fest steht, dass selbst die Stadt des Konsums und Überflusses ambitionierte Umweltziele erreichen kann. Las Vegas beweist uns, dass sich urbaner Fortschritt und Nachhaltigkeit nicht ausschließen müssen.

Du interessierst dich für Themen wie Nachhaltigkeit und ökologischen Wandel? Auf dem Blog „Zukunft der Nachhaltigkeit“ veröffentlichen die Expert:innen der Bertelsmann Stiftung regelmäßig spannende Analysen rund um die ökologische Wende.