Neun Dinge, die du noch nicht über Honduras wusstest
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Denniz Futalan - pexels.com/license
- 17. Januar 2025
Honduras ist ein Land der Gegensätze: Geprägt von Armut, führt es einerseits die weltweite Kriminalitätsstatistik an, auf der anderen Seite entsteht hier eine Privatstadt für die Geschäftselite. change hat neun Fakten über das karibische Land gesammelt, die du wahrscheinlich noch nicht kennst.
Zweimal im Jahr regnet es Fisch und auf einer der vielen kleinen Inseln des Karibikstaates soll - zumindest der Legende nach - seit Jahrhunderten ein riesiger Piratenschatz versteckt sein: Willkommen in Honduras. change hat neun spannende Dinge über das mittelamerikanische Land für dich recherchiert.
1. Mesoamerikanisches Barriereriff: Artenvielfalt unter Wasser
Vor der Küste von Honduras liegt ein riesiges Korallenriff: das Mesoamerikanische Barriereriff. Es erstreckt sich über 1.000 Kilometer entlang der Küste von Belize über Mexiko und Honduras bis nach Guatemala und ist nach dem australischen „Great Barrier Reef“ das zweitgrößte Riff der Welt. Bis zu 4.000 verschiedene Meeresbewohner leben hier. Doch wie so viele Korallenriffe ist auch das Mesoamerikanische Barriereriff durch den Klimawandel bedroht.
2. Honduras vs. El Salvador: Kriegsausbruch durch Fußball
Fußball ist für viele Menschen wichtig, aber gleich einen Krieg wegen eines verlorenen Spiels anzufangen – ist das nicht übertrieben? Nein, sagen zumindest El Salvador und Honduras. Nachdem El Salvador 1969 Honduras in einem entscheidenden Spiel besiegt hatte, kam es zu Ausschreitungen zwischen Salvadorianer:innen und Honduraner:innen. Die Regierungen beider Länder schürten die Unruhen und zwei Wochen nach dem Spiel bombardierte El Salvador sein Nachbarland Honduras. Ein Krieg begann, bei dem zahlreiche Menschen getötet wurden. Nach vier Tagen griffen die USA ein und drohten beiden Ländern mit Sanktionen, sollten sie den Krieg fortsetzen. So endete der so genannte „Fußballkrieg“. Hintergrund war natürlich nicht nur das verlorene Spiel, sondern politische Spannungen, die schon vorher zwischen den beiden Ländern bestanden.
3. Die Maya-Ruinen im Copán-Tal
Im Copán-Tal im Landesinneren von Honduras, nahe der Grenze zu Guatemala, befindet sich eine der am besten erhaltenen antiken Maya-Stätten Mittelamerikas. Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass der Ort im Tal des Río Copán etwa zwischen 900 und 250 v. Chr. von den Maya besiedelt worden war. Bis zu 30.000 Menschen sollen damals dort gelebt haben. Warum die Maya-Kultur in Copán unterging, ist nicht endgültig geklärt. Forscher:innen sehen die Gründe dafür bei Dürreperioden, die zu Nahrungsknappheit und Unruhen in der Zivilbevölkerung geführt haben.
4. Honduras: Die originale Bananenrepublik
Der Begriff “Bananenrepublik” ist eine abwertende Bezeichnung für einen Staat, dessen Wirtschaft von Korruption geprägt und völlig vom Export eines bestimmten Produkts abhängig ist. Der Ausdruck wurde von dem Schriftsteller O. Henry eingeführt, der 1904 in seinem Buch „Cabbages and Kings“ den fiktiven Staat Anchuria als „Bananenrepublik“ bezeichnete. Das Buch bezog sich auf die Erfahrungen, die O. Henry auf einer Reise durch Honduras gemacht hatte. Viele zentralamerikanische Länder waren damals völlig vom Bananenexport abhängig, so auch Honduras. Diese Abhängigkeit wurde von Unternehmen wie der United Fruit Company, die heute Chiquita heißt, forciert, die über Jahrzehnte die Politik in Zentralamerika aggressiv zu ihren Gunsten mitbestimmte.
5. Hier regnet es zweimal im Jahr Fisch
In Honduras hat das Phänomen sogar einen eigenen Namen: „Iluvia de peces“, zu Deutsch „Fischregen“: Denn bis zu zweimal im Jahr fallen hier Fische vom Himmel. Was auf den ersten Blick wie ein biblisches Wunder aussieht, hat eine logische Erklärung: Vor der Küste von Honduras kommt es immer wieder zu heftigen Wirbelstürmen. Die so genannten Windhosen saugen die Fische dabei aus dem Meer hoch in die Wolken. Wenn die Winde über dem Land wieder abflauen, siegt die Schwerkraft, die Fische fallen nach unten und der berühmte Fischregen setzt ein. Auch wenn dabei ein etwas unangenehmer Geruch entstehen kann, lassen sich die Honduraner:innen davon nicht die Laune verderben. Man sammelt die Fische ein und bereitet daraus ein Festmahl zu.
6. Piraten, Mythen und Schätze: William Kidd
Zu einem Karibikstaat gehört natürlich auch ein Piratenschatz: Der Legende nach soll der berühmte Piratenkapitän William Kidd, der unter anderem den Schriftsteller Robert Louis Stevenson zu seinem Roman „Die Schatzinsel“ inspirierte, auf einer der vielen Inseln vor der Küste von Honduras einen riesigen Schatz versteckt haben. Immer wieder sind Menschen auf der Suche nach dem wertvollen Versteck, doch bis heute bleibt der Schatz unentdeckt.
7. Próspera: Privatstadt für die Unternehmenselite
Neben jahrhundertealten Piratenschätzen aus Gold und Silber gibt es in Honduras seit einigen Jahren auch Reichtümer der Moderne. Auf der Insel Roatán entsteht mit der Stadt Próspera, was zu Deutsch „Wohlstand“ bedeutet, eine autonome Investor:innenzone, in der nicht die honduranische Politik, sondern internationale Unternehmen die Gesetze machen. Hier soll der Markt alles regeln, was in einem Land wie Honduras, in dem 60 Prozent der Menschen in Armut leben, höchst umstritten ist. Die Gründer:innen von Próspera verkaufen die Stadt als Möglichkeit für Entwicklungshilfe vor Ort. Kritiker:innen sehen in Próspera allerdings ein neokoloniales Projekt, mit dem sich Unternehmer:innen von staatlichen Regularien freikaufen wollen.
8. Korruption, Armut, Bandenkriminalität
Honduras führt seit Jahren die weltweite Kriminalitätsstatistik an: In kaum einem anderen Land Lateinamerikas ist die Mordrate so hoch. Vor allem bei den Femiziden, also den Morden an Frauen, liegt das Land im lateinamerikanischen Vergleich ganz vorne. Ein Großteil der Gewalt geht von den in Honduras weit verbreiteten Straßenbanden aus, die vor allem im Drogenhandel tätig sind. Politisch umstritten ist in Mittelamerika, ob man der Kriminalität mit der mano dura, der harten Hand, begegnen sollte oder eher an den Wurzeln wie Armut, Ungleichheit und Korruption ansetzen muss. Denn begünstigt wird die Kriminalität durch die Korruption, die besonders im Polizeiapparat des Landes seit Jahrzehnten tief verwurzelt ist. Dabei spielt auch die schlechte wirtschaftliche Lage eine Rolle, in der sich viele Honduraner:innen befinden. Jedes Jahr machen sich zahlreiche Menschen aus Honduras auf den gefährlichen Weg in die USA, wo sie sich ein besseres Leben erhoffen.
9. Xiomara Castro: Honduras erste Präsidentin
Im Jahr 2022 wurde in Honduras zum ersten Mal eine Frau an die Spitze des Staates gewählt: Auf der linksgerichteten Politikerin Xiomara Castro ruhen seitdem große Hoffnungen, vor allem in Bezug auf Frauenrechte. Doch ihre Regierungsbilanz fällt bisher nur mäßig aus: Die Korruption hält an und noch immer verlassen unzählige Menschen das Land in Richtung USA. Auch ein Gesetzesentwurf zur Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen wurde von der Regierung noch nicht diskutiert. Immerhin ist es Xiomara Castro gelungen, die „Pille danach“ in Honduras zu legalisieren – zumindest ein kleiner Lichtblick in Sachen Frauenrechte.
Du möchtest mehr erfahren über Honduras und die Welt? Dann schau im BTI Transformationsindex der Bertelsmann Stiftung vorbei. Expert:innen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft veröffentlichen hier regelmäßig Analysen zum aktuellen Zeitgeschehen.