Die Bochumer Hustadt: Zu Besuch in einem besonderen Kiez
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Sebastian Pfütze
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Bochum
- September 2016
Sie wurde als Rahmenstadt mit Wohnquartieren für die Universität erbaut, doch viele der Erstbewohner zogen irgendwann weg in ein eigenes Haus. Bis heute ist die Bochumer Hustadt aber ein Ort, an dem Menschen immer wieder zusammenfinden.
1961 beschloss das Land Nordrhein-Westfalen, die Ruhr-Universität Bochum zu gründen. Es war die erste Universitätsneugründung der jungen Bundesrepublik. Für die neue Hochschule wurde außerhalb der Stadt ein Campus angelegt. Die Uni zog in den 1960er und 70er Jahren Menschen aus allen Ecken Deutschlands an. So entstand in der Nähe die Hustadt, eine Großwohnsiedlung mit rund 1.100 Wohnungen in vier- bis vierzehngeschössigen Häusern.
Prof. Dr. Christian Uhlig kam damals aus Hamburg an die neue Uni und zog mit seiner Familie in eine große, neue Wohnung in die Hustadt. Für den Wirtschaftswissenschaftler und seine Frau war diese Zeit eine Art Integrationserfahrung: "Wir wunderten uns auf unseren Spaziergängen am Wochenende, warum viele Menschen so schick angezogen waren . In Hamburg trug man Parka und Gummistiefel. Bald wurde uns klar, dass man in Hamburg unter der Woche im Anzug ins Büro ging. Im Ruhrgebiet war das umgekehrt: Die Menschen arbeiteten in den Fabriken und putzten sich für ihren Sonntagsspaziergang heraus."
In den 1990er Jahren zogen die Professoren weg - andere blieben
In der 1990er Jahren kaufte Uhlig ein Haus am Rande der Hustadt und zog weg - wie viele seiner Kollegen. Bis heute blieb er seiner alten Heimat aber treu und ist Vorsitzender des "Fördervereins Hustadt e.V."
Mit dem Wegzug vieler Wissenschaftler leerte sich der Kiez, die Mieten fielen und eine Reihe leerstehender Wohnungen wurde zu Sozialwohnungen. Es blieben jene, die sich kein Häuschen leisten konnten. So wie die Familie von Faruk Yildirim, der als Quartiersmanager in der Hustadt arbeitet. Immer mehr Familien mit Migrationshintergrund zogen ins Viertel. "Viele der Menschen hier sind Flüchtlinge, damals wie heute", sagt Yildirim. "Menschen aus Somalia, Eritrea, der Mongolei, Syrien oder Afghanistan."
Ein Ort, an dem die Menschen immer wieder neu zueinander finden müssen
So kommt es, dass die Hustadt bis heute ein Ort ist, an dem Menschen immer wieder zueinander finden müssen. Matthias Köllmann hilft ihnen dabei mit seinen Projekten. So hat der Geschäftsführer des Bürgertreffs "HUkultur" zusammen mit Flüchtlingen ein Küchenmobil aufgebaut, das Flüchtlingsheime beliefern soll. Denn: Deren Bewohner haben oft Probleme mit dem deutschen Essen.