
Crashkurs Bürokratie: Lasst euch nicht von Formularen aufhalten!
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YFN e.V.
- 16. April 2025
Du hast eine coole Idee und willst etwas bewirken, doch es scheitert an Formularen und Vorschriften? Milan von dem Bussche findet: Das sollte nicht sein! Im Interview erzählt er von seinem Weg zum erfolgreichen Start-up und warum ihm der „Crashkurs Bürokratie“ damals selbst geholfen hätte.
Wer jung ist und ein Unternehmen gründen will, stößt schnell auf ein Problem: Formulare, Steuervorschriften und jede Menge Papierkram. Kurz gesagt: Bürokratie. Einer, der diese Hürden nur zu gut kennt, ist Milan von dem Bussche. Er hat seine Firma QiTech gegründet, als er noch nicht einmal volljährig war. Doch statt sich vom Papierdschungel entmutigen zu lassen, hat er mit dem Young Founders Network in Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Stiftung den „Crashkurs Bürokratie“ ins Leben gerufen – eine YouTube-Reihe, die bürokratische Prozesse einfach und verständlich erklärt. Im Interview mit change gibt er spannende Einblicke in seine Erfahrungen als Gründer und erklärt, warum Bürokratie zwar nerven kann, dich aber ganz sicher nicht aufhalten sollte.

Milan von dem Bussche …
… gründete bereits als Schüler sein eigenes Unternehmen. Schnell wurde klar: Es mangelte nicht an Ideen oder Teamgeist, sondern die größte Hürde war die überwältigende Bürokratie. Gemeinsam mit vielen anderen engagierten jungen Menschen gründete er das Young Founders Network in Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Stiftung und initiierte den „Crashkurs Bürokratie“.
change | Hallo Milan, wer bist du und was machst du?
Milan von dem Bussche | Im Grunde bin ich ein Maschinenbau-Nerd mit Gründerherz und einer klaren Mission: Plastik recyceln für 3D-Drucker. Angefangen hat alles ein bisschen wie im Film, in der Garage mit ein paar Schulfreund:innen, die ich von Wettbewerben wie Jugend forscht kenne. Mittlerweile haben wir eine kleine Fabrik und entwickeln Maschinen, die alte Plastikteile in neues Druckmaterial verwandeln. Es ist quasi Recycling – nur cooler und mit mehr Technik.

Wie bist du zum Young Founders Network gekommen?
Das war alles ein großer Zufall. Während der Corona-Pandemie haben wir einfach unsere eigenen Gründer:innenpartys veranstaltet, weil es keine offiziellen Wettbewerbe gab. Auf einer Konferenz lernte eine unserer Unternehmerinnen jemanden von der Bertelsmann Stiftung kennen. Der war so begeistert von unserem Pionier:innengeist, dass er uns geholfen hat, aus unserer wilden Gründer:innen-Clique ein richtiges Netzwerk zu machen.
Und wie ist dann die Idee zum Crashkurs Bürokratie entstanden?
Ganz ehrlich: Frustration pur! Ich verbrachte mehr Zeit in der Buchhaltung als in der Werkstatt und dachte: Das kann doch nicht wahr sein. Als Inhaber zweier GmbHs kämpfte ich mich durch Formulare, Steuerbescheide und Rundfunkgebühren. Bundeskanzler zu werden und das ganze System zu ändern, erschien mir dann doch etwas ambitioniert, und so starteten wir unsere YouTube-Serie. Das Ziel: Bürokratie so erklären, dass es jede:r versteht – mit echten Briefen, viel Humor und praktischen Tipps.
Für wen ist der Crashkurs Bürokratie gedacht?
Für alle, die etwas Eigenes starten wollen – egal ob YouTube-Kanal, Limonadenstand oder High-Tech-Start-up. Wir wollen zeigen, dass du nicht aus einer Unternehmer:innenfamilie kommen musst, um erfolgreich zu sein. Der Crashkurs erklärt alles von Gewerbeanmeldung bis Steuererklärung – ganz ohne Schnickschnack oder unnötiges Fachvokabular. In der ersten Staffel ging es um Themen wie Rundfunkgebühren, Berufsgenossenschaften und das Finanzamt – alles Begriffe, bei denen man oft schon zusammenzuckt. Was uns besonders macht, ist, dass wir echte Briefe und Formulare aus der Community sammeln und als PDF-Downloads zur Verfügung stellen. Das bedeutet, wir erklären nicht nur theoretisch, was Rundfunkgebühren sind, sondern zeigen wirklich: Das ist das Formular, hier sind die Ankreuzkästchen, so oder so kannst du es ausfüllen.
Was hat dich persönlich motiviert, dich mit Wirtschaft und Bürokratie so intensiv auseinanderzusetzen?
Wenn ich ganz ehrlich bin, dann war es vor allem mein Ego und die Überzeugung, dass ein Abiturient mit Betriebswirtschaftsstudium verdammt noch mal eine Steuererklärung verstehen können sollte. Es hat mich total genervt, Tausende von Euro für Steuerberatung auszugeben. Warum soll ich nicht selbst herausfinden, wofür ich eigentlich bezahle? Es geht ums Prinzip – und darum, das Bürokratiemonster zu bewältigen.
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„Wir wollen zeigen, dass du nicht aus einer Unternehmer:innenfamilie kommen musst, um erfolgreich zu sein.“
Milan von dem Bussche
Glaubst du, dass Deutschland zu bürokratisch ist – oder haben die vielen Vorschriften und Regularien auch ihre positiven Aspekte?
Ich habe da eine klare Position: Deutschland ist zu bürokratisch. Nehmen wir die Rundfunkgebühren – ein Paradebeispiel deutscher Bürokratie-Komplexität. Ich muss als Unternehmer Gebühren zahlen, die von Mitarbeiter:innenzahl, Autos und Betriebsstätten abhängen. Wer in Teilzeit arbeitet, wird anders gezählt als Vollzeitbeschäftigte – Minijobs gar nicht, und Autos nur zu einem Drittel. Ein echtes Mathematik-Rätsel!
Mein Auslandsvergleich mit Hongkong hat aber gezeigt: Dort gibt es so gut wie keine Arbeitsschutzvorschriften. Deutschland schützt seine Beschäftigten und das ist definitiv gut so. Mein Credo lautet daher: Sinnvolle Regeln ja, bürokratischer Wahnsinn nein.
Welche Erfahrungen hast du selbst beim Gründen mit der deutschen Bürokratie gemacht?
Mein Rettungsring: Einfach anrufen und fragen! Die Menschen in den Behörden sind oft netter, als man denkt. Ich habe direkt angerufen, wenn es Fragen oder Mahnungen gab. Natürlich gab es auch Herausforderungen – vor allem, weil ich als Minderjähriger gründen wollte. Da musste ich beispielsweise kurzerhand meine Schwester zur Geschäftsführerin machen. Aber jede Herausforderung war für mich auch eine Chance zu lernen.
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„Der Crashkurs erklärt alles von Gewerbeanmeldung bis Steuererklärung –ganz ohne Schnickschnack oder unnötiges Fachvokabular.“
- Milan von dem Bussche
Wenn du eine bürokratische Hürde für Gründer:innen abschaffen könntest, welche wäre das?
Eigentlich kann man sich nicht nur eine Hürde herauspicken, weil jede für sich genommen vielleicht okay ist – aber in der Masse wird es einfach viel zu viel. Das ganze Bürokratie-Ding ist so überladen, dass es Gründer:innen eher ausbremst, anstatt ihnen den Start zu erleichtern. Statt eine Vorschrift zu streichen, sollte man das ganze System schlanker, digitaler und unkomplizierter machen. Weniger Papierkram, klarere Abläufe – das würde wirklich etwas bringen.
Hast du Tipps für junge Menschen, die in Deutschland gründen wollen?
Denkt daran: Hinter jeder Behörde stehen Menschen – keine Monster! Ruft an, fragt, seid neugierig und kommunikativ. Die meisten Mitarbeiter:innen sind selbst froh, wenn sie alles vernünftig von euch bekommen und wollen euch helfen.
Und natürlich: Schaut unseren Crashkurs Bürokratie! Ich gebe euch schon mal einen kleinen Teaser für die nächste Staffel: Da warten noch viele weitere spannende Themen auf euch, wie zum Beispiel die Frage, ob Werkstudent:innentätigkeit oder Minijob besser für euch ist, was ihr beachten müsst, um nicht aus dem Kindergeldanspruch rauszufallen und wie ihr den Überblick über eure Finanzen behaltet!
Vielen Dank für das spannende Gespräch, Milan!
Die Bertelsmann Stiftung unterstützt das Young Founders Network in seiner Mission, jungen Gründer:innen den Einstieg in die Unternehmenswelt zu erleichtern. Durch die Kooperation mit dem „Crashkurs Bürokratie“ hilft die Stiftung, bürokratische Hürden verständlich und zugänglich zu machen, damit junge Menschen ihre Ideen trotz bürokratischer Hürden erfolgreich umsetzen können.