Wenig Geld, viel Mut: Diese Gründer:innen sind echte Vorbilder
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privat
- 12. Juli 2024
Als Gründer:in durchstarten geht auch mit wenig Geld: change stellt die inspirierenden Geschichten von vier Gründer:innen vor, denen das gelungen ist. Jetzt lesen und motivieren lassen!
Um Start-up-Gründungen ranken sich viele Geschichten nach dem Motto „Vom Tellerwäscher zum Millionär“. Fakt ist jedoch, dass diese Gründungsmythen oft nur die halbe Wahrheit sind: Jeff Bezos mag zwar Amazon in seiner Garage gegründet haben, aber zuvor hat er an der amerikanischen Eliteuniversität Princeton studiert – seine Ausgangslage war also nicht gerade prekär.
Viele Gründer:innen haben einen privilegierten Hintergrund
Auch Studien zum Thema zeigen immer wieder, dass Gründer:innen größtenteils einen bildungsbürgerlichen oder unternehmerischen Hintergrund haben. Sprich Eltern, die selbst studiert oder sogar ein Unternehmen gegründet haben.
Chancengleichheit? Leider immer noch ein Mythos
Dieser Hintergrund bringt viele Vorteile, die weniger privilegierte Menschen, beispielsweise aus Arbeiterfamilien, oft nicht haben. Zum Beispiel, dass ihnen ein Netzwerk praktisch in die Wiege gelegt wurde, über das sich viel leichter Investor:innen finden lassen. Oder dass sie sich jederzeit nützliche Tipps und unter Umständen auch finanzielle Unterstützung von ihren unternehmerischen oder akademischen Eltern holen können.
Perspektivenvielfalt: Diverse Teams sind erfolgreicher
Dabei zeigt sich immer wieder, dass es gerade für Gründungsteams wichtig ist, Menschen mit möglichst unterschiedlichen Hintergründen und Perspektiven im Boot zu haben. Deshalb wollen wir heute einige Gründer:innen vorstellen, die keinen privilegierten Background haben und trotzdem sehr erfolgreich in der deutschen und internationalen Start-up-Szene sind.
„Mein Lebensweg mag von vielen Herausforderungen geprägt gewesen sein, aber er hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin.“
– Raji Sarhi, Gründer von Lemontaps
Raji Sarhi: Unbeugsamer Glaube an sich selbst
Raji Sarhis Eltern stammen aus dem Gazastreifen und sind in den 90er-Jahren nach Deutschland gezogen – er selbst wurde in Stuttgart geboren. Nach seinem Studium gründete er das Start-up Lemontaps für digitale Visitenkarten. In seinem Blogbeitrag für das Projekt „Fostering Innovations“ der Bertelsmann Stiftung beschreibt Raji seinen Werdegang und die Hürden, die er als Mensch mit Migrationshintergrund überwinden musste. Er sagt: „Mein Lebensweg mag von vielen Herausforderungen geprägt gewesen sein, aber er hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Ein Mensch, der den Mut hat, alles auf eine Karte zu setzen. Der unbeugsame Glaube an meine Visionen und meine Fähigkeiten treibt mich bis heute an, neue Wege zu gehen und vor keinem Problem, das auch noch so groß sein mag, zurückzuschrecken.“
Kreativität und Widerstandskraft gewinnt
Studien zum Thema zeigen immer wieder, dass gerade Menschen wie Raji, die zwar auf den ersten Blick nicht die besten Startbedingungen hatten, aber im Leben bereits einige Herausforderungen erfolgreich gemeistert haben, sehr erfolgreiche Unternehmer:innen werden. Denn gerade sie gehen besonders kreativ mit Problemen um und sind sehr belastbar.
Michael Linke: „Sozialer Aufstieg in Deutschland bleibt die Ausnahme“
Das zeigt auch die Biografie des Gründers Michael Linke: Als Sohn eingewanderter russischer Eltern war sein Aufwachsen nicht gerade von Privilegien geprägt. Heute ist der 25-Jährige Unternehmensberater bei McKinsey und hat erfolgreich das Social Start-up Legmon gegründet. In seinem Blogbeitrag für „Fostering Innovations“ sagt auch Michael: Sozialer Aufstieg ist in Deutschland immer noch die Ausnahme. Mit Legmon will er deshalb Menschen mit ähnlichem Hintergrund durch ein kostenloses Mentoring-Programm unterstützen.
Caros Unternehmerinnengeist war stärker als ihre Selbstzweifel
Ähnliche Erfahrungen wie Raji und Michael hat auch Caro Aschemeier gemacht: Als Arbeiter:innenkind war sie die Erste in ihrer Familie, die Abitur machte, danach studierte sie Französisch und Spanisch und wollte Lehrerin werden. Gleichzeitig hatte Caro aber immer den Drang, neue Wege zu gehen und sich nicht dem klassischen Unterricht im Klassenzimmer zu widmen. Auch ein gewisses unternehmerisches Potenzial spürte sie schon früh in sich, wie sie in diesem Blogbeitrag beschreibt. Lange Zeit hatte sie jedoch das Gefühl, als Person ohne Netzwerk keine Chance in der Start-up-Welt zu haben.
Sich selbst motivieren können und ein bisschen Glück haben
Doch irgendwann war Caros Unternehmerinnengeist stärker als ihre Selbstzweifel und sie gründete Deutschfuchs, eine Lernplattform für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Über ihren Weg als Gründerin sagt sie heute: „Wenn man nicht aus dem richtigen Elternhaus kommt, muss man extrem belastbar sein und sich immer wieder selbst motivieren.“ Ein bisschen Glück gehöre auch dazu, meint sie, denn auch ohne großes Netzwerk treffe man immer wieder auf Menschen, die einem die richtigen Impulse geben und an einen glauben.
Leila Janah: Bildung als Waffe gegen die globale Armut
Ein Beispiel dafür, dass Gründer:innen auch ohne den perfekten Hintergrund international durchstarten können, ist Leila Janah. Ihre Eltern waren aus Indien in die USA eingewandert, und sie wuchs in einem Vorort von Los Angeles in eher prekären Verhältnissen auf. Nach der Schule ging sie für ein halbes Jahr nach Ghana, um dort Englisch zu unterrichten. Diese Erfahrung prägte Leila so sehr, dass sie 2008 das gemeinnützige Start-up Samasource gründete. Die Idee dahinter: Menschen aus ärmeren Ländern des globalen Südens in technischen Berufen auszubilden und ihnen so Jobs zu verschaffen, mit denen sie sich selbst aus der Armut befreien können.
Dieses Vermächtnis hinterlässt die Gründerin
Samasource existiert noch heute und ist zu einem erfolgreichen gewinnorientierten Unternehmen geworden. Leila Janah starb 2020 im Alter von nur 37 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung, hinterlässt aber ein beeindruckendes Vermächtnis: Zum einen ist sie ein großes Vorbild in der Gründer:innenszene, zum anderen hat sie gezeigt, dass Bildung immer noch die beste Waffe gegen die globale Armut ist.
Sechs von zehn Start-up-Gründer:innen stammen aus Akademiker:innenhaushalten: Das hat die Studie „Start-ups und soziale Herkunft“ der Bertelsmann Stiftung ergeben. Was sich auch gezeigt hat: Diese Schieflagen können ausgeglichen werden. Und warum in der jungen Generation mehr Potenzial für Gründungsaktivitäten steckt, das erfährst du hier.