Besim Mazhiqi
Wer sind die wahren Expert:innen für Jugendthemen?
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Besim Mazhiqi
- 04. Juli 2022
Es wird viel über Jugendliche geredet, in der Politik, der Gesellschaft, den Medien. Aber hört man ihnen auch zu? Meistens nicht. Doch im 2GETHERLAND ist das anders.
Wer weiß besser, was Jugendliche bedrückt, aufregt und nervt, als die Jugendlichen selbst? Die Erkenntnis klingt banal, ist es aber keineswegs. Die Klimakrise und die Coronapandemie zeigen, dass diejenigen, die am stärksten betroffen sind, am wenigsten zu sagen haben. Umso wichtiger ist es, Räume zu schaffen, in denen sich junge Menschen vernetzen und austauschen können. Im 2GETHERLAND passiert genau das. Was steckt dahinter?
Oft ergreifen Jugendliche die Initiative
Es sind oft junge Menschen, die zuerst Protest wagen, wenn Dinge falsch laufen. „Fridays for Future“, der „March for Our Lives“ gegen Waffengewalt in den USA und die „Save the Internet“-Proteste für Netzneutralität und ein offenes Internet in Europa sind drei Beispiele dafür. Und zu oft sind es junge Menschen, die nicht gehört werden – und das, obwohl sie die Konsequenzen von heutigen Entscheidungen tragen werden. Wäre es clever, ihr Wissen und ihre Expertise in diese Entscheidungen einfließen zu lassen?
„Wie kann ich meine Meinung einbringen? Alle um mich herum meckern, aber das führt ja zu nichts. Ich wollte nicht meckern, ich wollte etwas machen.“
– Jolina Schlass, Teilnehmerin beim 2GETHERLAND 2022
Raum für Vernetzung und Austausch: Das 2GETHERLAND
Verstehen fängt beim Zuhören an. Und wer den Teilnehmer:innen beim 2GETHERLAND-Camp zuhört, versteht, was die jungen Menschen zwischen 13 und 21 Jahren umtreibt. Anfang Mai 2022 trafen sich rund 170 Jugendliche aus verschiedenen sozialen Hintergründen am Werbellinsee in der Nähe von Berlin, um sich über Themen auszutauschen, die sie bewegen: Benachteiligung durch Armut, faire Bildung, Jugendbeteiligung, Rassismus, LGBTQIA und Wählen ab 16 waren einige davon. An sechs Tagen ging es in 45 Workshops und vielen Diskussionen um die Frage: Wie kann ich etwas zum Besseren verändern?
Das Jugend-Experten-Team in Action
Das Camp geht auf die Initiative ACT2GETHER der Bertelsmann Stiftung zurück. Doch hier wird keineswegs Programm von Erwachsenen für junge Menschen gemacht. Im Gegenteil: Im Jugend-Experten-Team (JET) werden Teilnehmer:innen von vornherein an der Durchführung des 2GETHERLAND-Camps beteiligt. Der Gedanke dahinter: Kinder und Jugendliche sind Expert:innen in eigener Sache, deshalb sollten sie selbst gefragt werden. Das 15-köpfige JET entwickelt im Vorfeld mit den Organisator:innen der Bertelsmann Stiftung Workshops und diskutiert Themen, die dann ins Camp eingebracht werden.
Armut ist das beherrschende Thema
In Deutschland sind 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche von Armut betroffen. Kein Wunder also, dass soziale Benachteiligung und fehlende Chancengleichheit zentrale Themen beim 2GETHERLAND-Camp 2022 waren. „Ich finde es einfach sehr schade, dass soziale Benachteiligung die Jugendzeit vermasseln oder zumindest erschweren kann. Und das in einem Land wie Deutschland, das Solidarität so sehr schätzt. Das finde ich unfair“, so Sude Baydar. Sie kommt selbst aus einer sozial benachteiligten Familie und engagiert sich im JET. Warum es so wichtig ist, gemeinsam über diese Themen zu diskutieren? „In den Köpfen von Jugendlichen stecken viele kreative Ideen, die das Ganze vorantreiben können. Deswegen ist es wichtig, ihnen zuzuhören. Denn das ist ja in gewisser Weise auch ein Profit, wenn sich Erwachsene mit Jugendlichen austauschen“, sagt sie.
Die Initiative ACT2GETHER …
… setzt sich für faire Chancen junger Menschen ein und entwickelt mit vielen Partner:innen Lösungen gegen soziale Ungleichheit mit und für benachteiligte junge Menschen.
Auf der Website der Initiative findest du mehr Infos dazu, welche Organisationen sich an ACT2GETHER beteiligen und welche Ansätze die Initiative verfolgt.
Allein beim Reden bleibt es nicht
2022 war nicht das erste 2GETHERLAND, das stattgefunden hat. Schon 2019 trafen sich Jugendliche zum Austausch und Vernetzen im Camp. Doch bei allem Diskutieren ist das Treffen keine Laberbude: Elf Folgeprojekte sind aus dem Camp entstanden, die nun von den Delegationen nach Hause getragen werden. Auch aus dem letzten Camp vor der Coronapandemie entwickelten sich Folgeprojekte, die ganz konkret anpacken, beispielsweise Kreativwerkstätten und Recyclingprojekte in Saalfeld, Theaterstücke für Kinderrechte, die Erarbeitung einer hessischen Kinder- und Jugendcharta für Chancengleichheit oder Emanzipationsprojekte für Mädchen eines Dortmunder Gymnasiums.
Faire Chancen für junge Menschen
Wer schon jung benachteiligt wird, hat auch später weniger Möglichkeiten, sich einzubringen und zu verwirklichen. Darum sind faire Chancen von Anfang an so wichtig. Genau hier setzen das 2GETHERLAND-Camp und die daraus entstandenen Folgeprojekte an und geben Jugendlichen Raum – „egal wie wir aussehen oder welche sexuelle Orientierung wir haben oder wo wir herkommen“, wie es Campteilnehmer Lukas auf den Punkt bringt.
Zuhören und verstehen: Das Projekt „Familie und Bildung: Politik vom Kind aus denken“ der Bertelsmann Stiftung setzt sich für das Recht aller Kinder und Jugendlichen auf gutes Aufwachsen und faire Bildungs- und Teilhabechancen ein – unabhängig von ihrer sozialen, ökonomischen oder kulturell-ethnischen Herkunft. So auch ACT2GETHER, eine offene Initiative vielfältiger Organisationen, die sich für faire Chancen einsetzen.
