Google, Apple und Co.: Wie große „Superstar-Firmen“ die Löhne drücken
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- 13. März 2020
Sie sind innovativ, hochproduktiv und dominieren den Markt. Riesige Tech-Firmen wie Google, Apple und Co. haben nicht nur einen großen Einfluss auf unseren Alltag, sie beeinflussen auch die Löhne von Arbeitnehmer*innen in der ganzen Welt.
Globalisierung, technischer Fortschritt oder schwache Gewerkschaften – das sind einige der Erklärungen, warum Löhne weltweit langsamer wachsen. Eine andere: die großen Tech-Konzerne wie Google, Apple, Facebook und Amazon. Was bedeutet die Macht dieser „Superstar-Firmen“ für die Löhne von Arbeitnehmer*innen?
Marktmacht von Google, Apple und Co. bremst den Lohnzuwachs
Wenn einzelne hochproduktive Unternehmen wie Google, Apple und Co. steigende Marktmacht bekommen, bremsen sie den Zuwachs der Löhne. Wie geschieht das? Solche Firmen stellen ihre Produkte und Dienstleistungen oft mit hoher Effizienz her. Digitale Technologie trägt dazu bei, dass weniger Mitarbeiter*innen benötigt werden.
Durch diese Produktivität steigern die Giganten ihre Unternehmensgewinne massiv und geben auf dem Markt den Ton an. Doch nicht nur der Wettbewerb leidet unter dieser Marktdominanz: Die Löhne ziehen bei diesem raschen Wachstum nur schleppend nach und auch die Lohnquote der angestellten Arbeitnehmer*innen sinkt. Das wiederum setzt andere Unternehmen unter Druck, Löhne und Kosten zu senken – oder sie werden verdrängt.
Gewaltige Überschüsse und ungleiche Löhne
Der riesige Erfolg der Tech-Konzerne soll also mitverantwortlich dafür sein, dass Löhne weltweit weniger stark zunehmen oder sogar stagnieren. Insgesamt verdienen aber Mitarbeiter*innen der „Superstar-Firmen“ oft besser als in vielen anderen Unternehmen. Im Vergleich zu den gewaltigen Überschüssen dieser Firmen sind die Löhne jedoch sehr gering und unterscheiden sich firmenintern je nach Position stark.
Zum Beispiel erhält Sundar Pichai, der CEO der Google-Mutter Alphabet, ein jährliches Gehalt von zwei Millionen und Aktienzuschüsse in Höhe von Hunderten Millionen US-Dollar. Der Amazon-Chef Jeff Bezos wiederum verdiente 2017 36.720 US-Dollar – pro Minute. Das sind etwa 8.000 US-Dollar mehr, als ein*e Packer*in in Bezos‘ Unternehmen in einem ganzen Jahr verdient.
Lohnkartell zwischen Apple, Google, Intel und Adobe
Um die Gehälter zu drücken und Wissensabfluss zu verhindern, hatten Apple, Google, Intel und Adobe zwischen 2005 und 2009 sogar rechtswidrige Absprachen getroffen, wie unter anderem „Der Spiegel“ berichtete. In einer Art Lohnkartell sollen sie sich darauf verständigt haben, einander keine Spezialist*innen abzuwerben.
Nach einer Sammelklage von rund 64.000 Angestellten mussten die Firmen mindestens 380 Millionen US-Dollar als Entschädigungsgeld zahlen. Als Beweis lag unter anderem der E-Mail-Verkehr zwischen dem verstorbenen Apple-Mitgründer Steve Jobs, dem früheren Google-Chef Eric Schmidt und einigen anderen Firmen im Silicon Valley vor. Mittlerweile wurde der Konkurrenzkampf um die Spezialist*innen aber wieder aufgenommen.
Mögliche Auswege aus dieser Lohnentwicklung sind Vermögensbeteiligungen von Mitarbeiter*innen sowie Investitionsprogramme oder Vernetzungsinitiativen für ländliche Regionen. Dadurch können Mitarbeiter*innen stärker an Firmengewinnen teilhaben, und nicht nur städtische Ballungsräume würden von Wachstum und Innovationen profitieren.
Wie entstehen mehr Produktivität und Teilhabe? Damit beschäftigt sich das Projekt „Produktivität für Inklusives Wachstum“ der Bertelsmann Stiftung. Das Projekt setzt das Produktivitätswachstum auf die wirtschaftspolitische Agenda und erarbeitet Handlungsoptionen, die Produktivität und Teilhabe gleichermaßen erhöhen.