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change Magazin – Das Magazin der Bertelsmann Stiftung

Der Internationale Frauentag: Demos statt Blumen

Ein Protestschild zum Internationalen Frauentag T. Chick McClure – unsplash.com/license

Warum der Internationale Frauentag ein Protest- und (noch) kein Feiertag ist

  • T. Chick McClure – unsplash.com/license
  • 06. März 2020 | Aktualisiert: 23. Januar 2023

Jeden Tag werden Frauen und Mädchen weltweit diskriminiert: Sie sind in vielen Bereichen unterrepräsentiert, häufig unterbezahlt und erleben Gewalt und Belästigung in öffentlichen Räumen und zu Hause. Gegen diese Diskriminierung demonstrieren Frauen weltweit am Internationalen Frauentag. change berichtet, was auf dem Weg zur Gleichheit der Geschlechter noch fehlt – und was dabei auch schon alles passiert.

Im vergangenen Jahrzehnt haben sich die Rechte von Frauen und Mädchen vielerorts verbessert. Trotz dieser Fortschritte vollzieht sich der Wandel für die Mehrheit der Frauen und Mädchen in der Welt aber nur langsam. Um auf die Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern aufmerksam zu machen und globale Maßnahmen zu mobilisieren, wird seit über 100 Jahren der Internationale Frauentag begangen.

#EachforEqual: Gemeinsam für Gleichberechtigung

Frauen an diesem Tag zu gratulieren, ist eher unpassend, denn niemand möchte für seine Benachteiligung beglückwünscht werden. Vielmehr ist es ein Tag, an dem Frauen sich gegenseitig stärken und ihre Stimmen für höhere Löhne, bessere Bildungs- und Arbeitsbedingungen und eine gewaltfreie Welt erheben.

Der Frauentag am 8. März 2023 läuft unter dem Motto #EachforEqual, auf Deutsch also in etwa „Jede:r für Gleichberechtigung“. Die Botschaft ist klar: Gemeinsam sind wir stärker! Am internationalen Frauentag geht es nicht nur um Frauenrechte, sondern viel mehr um Menschenrechte. Gemeinsam können wir Stereotype infrage stellen, Voreingenommenheit bekämpfen und uns für Gleichberechtigung einsetzen.

Eine Frau scrollt durch Social-Media-Feeds.

Respekt im Netz: Was tun bei digitaler Gewalt?


Sustainable Development Goal 5: Gleichheit der Geschlechter

Geschlechtergerechtigkeit ist ein konkretes Ziel der Vereinten Nationen. 193 Länder weltweit haben die Ziele der nachhaltigen Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) unterschrieben. Ziel Nummer 5 der SDGs ist: die Gleichstellung der Geschlechter erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen.

Hindernisse auf dem Weg zur Geschlechtergerechtigkeit

Viele Dinge stehen dem aber noch im Weg: Weibliche Genitalverstümmelung und Kinderheirat sind nach wie vor weit verbreitet, gesetzliche Diskriminierung, ungerechte soziale Normen, Einschränkung der sexuellen und reproduktiven Selbstbestimmung sowie geringe politische Beteiligung der Frauen untergraben die Möglichkeit, Ziel Nummer 5 zu erreichen. Bei anderen Faktoren hingegen gibt es schon Fortschritte.

Frauen in Führungspositionen fehlen

Nicht nur sind Frauen weniger an politischen Entscheidungen beteiligt, sie befinden sich auch in deutlich weniger Führungspositionen in Unternehmen als Männer. Nur knapp ein Drittel der Führungskräfte in Deutschland sind Frauen. Doch langsam kommt Schwung in die Sache, jedes zweite neu berufene DAX-Vorstandsmitglied ist inzwischen weiblich. Aktuell sitzen so viele Frauen wie noch nie in den Vorständen deutscher Spitzenkonzerne. Doch der Weg bis zur Geschlechtergerechtigkeit ist noch weit.

Eine Mutter mit ihrem Kind.

Was kostet es, Mutter zu sein?


Chefsache bedeutet nicht gleich Männersache!

Unternehmen sind oft noch eine stark von Männern geprägte Umgebung – nicht nur auf der Chefetage, aber vor allem dort. Initiativen wie „Chefsache“ setzen sich dafür ein, dass sich das endlich ändert. Denn auch an diesem Internationalen Frauentag gibt es eine traurige Wahrheit: Dass Frauen selbst im Jahr 2023 noch in vielen Bereichen um ihre Rechte kämpfen müssen.

Wie steht es um die Berufstätigkeit? Die Sustainable Governance Indicators (SGI) der Bertelsmann Stiftung bewerten unter anderem die Auswirkungen der Sozialpolitik auf Familien. Die SGIs zeigen, dass in der EU insgesamt weniger Frauen als Männer berufstätig sind, nicht zuletzt auch wegen der sehr ungleich verteilten Betreuungsarbeit innerhalb der Familien.