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change Magazin – Das Magazin der Bertelsmann Stiftung

„The Gambia“: Interessante Länderfakten aus Afrika

Eine unbefestigte Straße in Gambia. Bertelsmann Stiftung | Ulfert Engelkes

Sieben Fakten, die du noch nicht über Gambia wusstest

  • Bertelsmann Stiftung | Ulfert Engelkes
  • 31. März 2022

An der afrikanischen Westküste und mitten im Senegal liegt das kleine Land Gambia, das viele erst einmal auf der Weltkarte suchen müssen. Und das obwohl seine bewegte Geschichte uns alle bis heute beeinflusst. Woher dieser Einfluss kommt und was Murmeln mit Gambia zu tun haben – change erklärt‘s.

Ist Gambia eine Demokratie? Was macht das Land so besonders? Und warum sind Erdnüsse in Gambia so wichtig? Hier sind sieben Dinge über das westafrikanische Land, die du vielleicht noch nicht wusstest.

1. Gambia ist das kleinste Land Afrikas

Gambia ist mit einer Größe von 11.000 km2 – etwa viermal die Fläche des Saarlands – das kleinste Kontinentalland Afrikas. Es liegt komplett vom 20-mal größeren Senegal umschlossen an der Westküste Afrikas. Mitten durch das Land fließt der Fluss Gambia, daher auch der Ländername. Trotz seiner geringen Größe ist Gambia ein Vielvölkerstaat: 20 verschiedene Sprachen werden im Land gesprochen, wobei Englisch als ein Überbleibsel der Kolonialzeit die Amtssprache ist.
 


2. Wahlen in Gambia funktionieren mit Murmeln

Neue Regierungen werden in Gambia nicht mit Stimmzetteln gewählt, sondern mit Glaskugeln. Dieses System wurde 1965 eingeführt, als Gambia von Großbritannien unabhängig wurde, um Wahlbetrug zu verhindern. Menschen, die weder lesen noch schreiben können, sollten so vor Manipulation geschützt werden. Bei den Wahlen bekommt jede Person eine Murmel, die sie dann in das jeweilige Fässchen der Kandidat:innen wirft. Wenn eine Kugel eingeworfen wird, klingelt eine Glocke. Dadurch wird sichergestellt, dass niemand mehr als eine Kugel einwirft.
 


3. Junge Demokratie: Als Gambia seinen Diktator rausgemurmelt hat

Freie und demokratische Wahlen gibt es in Gambia noch nicht lange. Bis 2017 wurde das Land 22 Jahre lang von Militärdiktator Yahya Jammeh regiert. Freie Meinungsäußerung war in diesen Jahren nicht möglich, Jammehs Kritiker:innen wurden verfolgt und eingesperrt. Nach einer friedlichen Revolution 2016 wurde Jammeh abgewählt und sein Gegenkandidat Adama Barrow wurde Präsident. Seitdem leben die Gambier:innen in einer zunehmend demokratischen Gesellschaft, die allerdings immer noch sehr von patriarchalen Werten bestimmt ist, sodass Frauen sich ihre Rechte  schwer erkämpfen müssen. Der demokratische Wandel ist noch nicht abgeschlossen.
 


4. Gambia war Ausgangspunkt für den transatlantischen Sklav:innenhandel

Während der Kolonialzeit war Gambia Startpunkt für die sogenannte transatlantische Sklav:innenroute: Von der im Fluss Gambia gelegenen Insel James Island (heute Kunta Kinteh Island) stachen die Schiffe mit versklavten Menschen Richtung Amerika in See. Auf die Insel wurden Menschen verschleppt, die von Europäer:innen entführt oder von afrikanischen Stammesoberhäuptern verkauft worden waren. Übrigens profitieren von dem Geld, das die Europäer:innen mit diesem Handel verdienten, viele Staaten Europas bis heute. Die ehemalige Sklav:inneninsel ist inzwischen zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt worden.
 


5. Peanuts? Warum die Erdnuss in Gambia so wichtig ist

Auf jedem zweiten Feld in Gambia werden Erdnüsse angebaut. Damit ist die Erdnuss das wichtigste landwirtschaftliche Produkt des Landes. Sie macht 78 Prozent der Exporterlöse Gambias aus. Auch Abfallprodukte der Erdnuss werden in vielen Regionen weiterverwertet. Eine Frauengruppe hat wegen Holzmangels in der Region beispielsweise eine Methode gefunden, um aus den Erdnussschalen Kohle zu gewinnen.
 

Die gambische Frau Soma Njie in einem bunten Raum

Frauen in Gambia: Mehr Gleichberechtigung, bitte!


6. Im Englischen hat das Land einen bestimmten Artikel

The Gambia: Gambia ist eines der wenigen Länder, das im Englischen einen bestimmten Artikel hat. Das ist sonst nur bei Ländernamen im Plural der Fall (Niederlande, Philippinen) oder wenn die Staatsform genannt wird (Vereinigte Staaten von Amerika, Tschechische Republik). Der Premierminister Dawda Jawara, der das Land 1965 in die Unabhängigkeit führte, wollte den bestimmten Artikel, um Verwechslungen mit Sambia zu vermeiden. Zu oft wurde die Post fälschlicherweise dorthin gesendet. Im alltäglichen Sprachgebrauch wird im Englischen „Gambia“ aber auch ohne Artikel verwendet.
 


7. Gambia ist das Land der Vögel

Etwa 619 Vogelarten sind in Gambia heimisch – und das auf so wenig Platz! Daher ist das Land bei Vogelfreund:innen auf der ganzen Welt als Beobachtungsort beliebt. Zum Vergleich: Im vielfach größeren Deutschland gibt es etwa 500 Vogelarten – und diese sind selten so bunt und spektakulär wie in Gambia.

Wie gelingt der Wandel von autoritären Staaten hin zu Demokratie und Marktwirtschaft? Damit beschäftigt sich der Transformatiosindex BTI der Bertelsmann Stiftung. Gambia ist eines von insgesamt 137 Ländern, deren politische und wirtschaftliche Entwicklungen der BTI analysiert und vergleichbar macht.