Zu wenig Arbeitskräfte: So halten wir die Wirtschaft am Laufen
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- 19. Februar 2019
Es ist kein Geheimnis: Die Deutschen werden immer älter. Das stellt uns vor enorme Herausforderungen. Eine davon ist, genügend Arbeitskräfte zu finden. Was muss passieren, damit Deutschland in Zukunft über die richtigen Arbeitskräfte verfügt?
260.000 Menschen müssten pro Jahr nach Deutschland einwandern, um den Bedarf an Arbeitskräften bis 2060 zu decken. Das fand die von der Bertelsmann Stiftung beauftragte Studie „Zuwanderung und Digitalisierung“ heraus. Was für viele erst einmal zu hoch gegriffen wirkt, ergibt Sinn, wenn man einen Blick in die nahe Zukunft wirft.
Die Zahl der Arbeitskräfte wird bald sinken
Von den 47 Millionen Arbeitskräften in Deutschland könnten in den kommenden Jahrzehnten viele fehlen. Das zeigen die Forscher mit einem einfachen Gedankenexperiment: Ohne Zuwanderung und bei gleichbleibender Erwerbsbeteiligung würden die Arbeitskräfte in Deutschland bis zum Jahr 2060 um 16 Millionen schrumpfen. Vor allem, wenn die Babyboomer ab 2025 in Rente gehen, würde man den Rückgang stark merken. Selbst mit steigender Geburtenrate, mehr arbeitenden Frauen und der Rente mit 70 wäre der Bedarf an Arbeitskräften nicht gedeckt. Weil die Zuwanderung aus EU-Staaten zurückgeht, müssten vermehrt Menschen mit Qualifikationen aus Drittstaaten einwandern – was sie nur bedingt tun.
Der digitale Wandel verändert die Arbeitswelt
Das Horrorszenario „Roboter nehmen uns die Arbeit weg“ wird nicht eintreffen. Aber die Qualität der Arbeit wird sich ändern: Statt vieler Arbeitskräfte mit mittlerer Qualifikation werden hoch qualifizierte Experten gefragt sein. Doch auch Nichtakademiker mit Berufsausbildung werden in Zukunft gebraucht. Weil viele ältere Menschen auf absehbare Zeit in Rente gehen werden, müssen jüngere nachrücken.
Ohne Migranten kein Wohlstand
Anders als manche Kommentatoren behaupten, geht es nicht darum, wahllos Menschen nach Deutschland zu holen. Denn ungesteuerte Migration würde beiden Seiten schaden: den Einwanderern, die hier keine Arbeit finden, und den Unternehmen, die ihre offenen Stellen weiterhin nicht besetzen können. Das macht deutlich, wie dringend ein gutes Einwanderungsgesetz gebraucht wird. Doch das allein wird nicht reichen. Wer ausländische Fachkräfte anwerben will, muss auch dafür sorgen, dass Integration keine leere Worthülse bleibt.
Auch Menschen im Inland in den Blick nehmen
So wichtig Zuwanderung auch ist, um das Problem „Fachkräftemangel“ in Deutschland anzugehen: Sie ist nicht die einzige Lösung. Auch benachteiligte Gruppe wie Frauen, Mütter, Ältere, (Langzeit-)Arbeitslose, Geringqualifizierte und Menschen mit Behinderung muss die Politik in den Blick nehmen.
Warum Zukunft zählt, nicht Herkunft: Das Projekt „Migration fair gestalten“ der Bertelsmann Stiftung erforscht, welche Chancen Einwanderung eröffnet und wie wir die Herausforderungen der Zukunft meistern können.