Ostern erklärt: Was haben Schokohasen mit Jesus zu tun?
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- 29. März 2021 | Aktualisiert: 17. September 2024
Auch wenn man nicht christlich ist: An Ostern kommt man genauso wenig vorbei wie an Weihnachten. Schon im Winter stehen die Schokohasen in den Supermarktregalen dicht an dicht. Aber was genau feiert man an Ostern? Und woher kommen die Ostersymbole?
Vieles, was wir mit Ostern verbinden, hat ursprünglich wenig mit dem Christentum zu tun. Die Symbole Eier, Hasen und Lämmer haben eine viel längere Geschichte. Was sie bedeuten und woher sie kommen, darüber sprach change mit Vikar Christopher Schuller.
Christopher Schuller
… ist Militärpfarrer beim Sanitätsdienst der Bundeswehr in Berlin. Er absolviert die Ausbildung zum Pfarrer als Quereinsteiger in mehrfacher Hinsicht: Vor seinem Theologiestudium hat er als Jurist auf dem Gebiet des Wirtschaftsrechts und der Menschenrechte gearbeitet; in die Evangelische Kirche ist er erst im Erwachsenenalter eingetreten. Er setzt sich für eine Kirche ein, die zugänglicher, vielfältiger, queerer und weniger gehorsam ist als die ehemalige „Volkskirche“ – ein sicheres Zuhause für alle, die danach suchen.
Christopher Schuller auf Instagram
Ostersymbole haben ihren Ursprung meist in anderen Religionen
Bevor wir euch verraten, wann Ostern 2025 gefeiert wird, wollen wir uns von einer Fachkraft erklären lassen, was hinter den Ostersymbolen steckt. Christopher Schuller ist evangelischer Vikar, so bezeichnet man Pfarrer in Ausbildung. Viele der Ostersymbole gehen auf andere Religionen als das Christentum zurück, sagt er. „Die Zeichen und Kleidung und Riten, mit denen wir den Inhalt unserer Religionen weitergeben, ziehen sich wie rote Fäden durch die Geschichte der Menschheit. Auch wenn neue Religionen entstehen, alte sich wandeln oder ersetzt werden. Der Inhalt ändert sich schon, aber wir nehmen immer wieder dieselben Instrumente, wenn es darum geht, den Inhalt für wichtig zu erklären und uns mit anderen Gleichgesinnten in der Gegenwart und der Vergangenheit zu verbinden.“
Ostereier, Osterhasen, Osterlämmer: Was bedeuten diese Symbole?
„Ostern ist an den Frühlingsanfang gebunden“, merkt Christopher Schuller an. „Die Zeichen und Traditionen, die wir damit verbinden, spiegeln sich innerhalb und außerhalb der Religion. In der Kirche ist die Rede von ‚Auferstehung‘, in der breiteren Kultur stehen Eier, Lämmer und Hasen für das neue Leben, das zu dieser Jahreszeit aufblüht.“ Die Verbindung zwischen Ostern und Eiern gehe bis ins Mittelalter zurück, sagt der Vikar. Damals färbte man die Eier rot, um an die Leiden Christi zu erinnern. Die Farbe war auch ein Weg, um die verschiedenen Legezeiten auseinanderzuhalten, quasi ein historisches Mindesthaltbarkeitsdatum. „Und man darf auch nicht vergessen: Mit Ostern ist die christliche Fastenzeit erstmal vorbei. Diese ganzen Speisen sind nicht nur Symbole, sondern auch die Grundlage einer fetten Festmahlzeit.“
Was hat es mit dem Osterfeuer und Osterspaziergang auf sich?
„Heute werden Osterspaziergang und Osterfeuer wahrscheinlich einfach so als gemeinschaftsstiftende Traditionen weitergeführt, aber beide haben in den vergangenen Jahrhunderten ein bisschen zwischen Religion und Aberglaube existiert. Bei den Spaziergängen sprach man in dieser Zeit, in Erinnerung an die biblischen Ereignisse nach Jesu Tod, vom ‚Gang zum Grab‘ oder ‚Gang nach Emmaus‘. Und das Feuer hatte auch etwas Trennendes: Das Alte, ‚Tote‘ wurde damit beseitigt, damit neues Leben entstehen konnte.“
„Radikale Liebe und Gerechtigkeit können die Welt verändern. Wir alle sind würdig und gut und schön, genau so wie wir sind. Und es ist nicht egal, was wir anstreben und was wir tun.“
Christopher Schuller, evangelischer Vikar
Wann ist Ostern 2025?
„Wir sehen uns an Ostern!“ Müsst ihr dann auch immer in den Kalender schauen, wann das ist? Kein Wunder, denn Ostern fällt jedes Jahr anders. Der Grund ist, dass die Kirche im 4. Jahrhundert entschieden hat, dass Ostersonntag immer ein ganz bestimmter Sonntag ist, nämlich der nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang. Im Jahr 2025 fällt Ostersonntag auf den 20. April.
Funfact: Hier feiert man Ostern im Herbst
Der erste Vollmond im Frühling zeigt an, wann Ostersonntag ist. Wir verbinden mit Ostern sprießendes Grün und das Ende des Winters. Ganz anders in Australien: Auf der Südhalbkugel toben um Ostern bereits die Herbststürme. Hier feiert man Ostern im Herbst – und Weihnachten im Sommer.
Palmsonntag: Roter Teppich für Jesus
Den Sonntag vor Ostern nennt man Palmsonntag. Christ:innen glauben, dass an diesem Tag Jesus der rote Teppich in Jerusalem ausgerollt wurde: Er soll auf einem Esel in die Stadt geritten sein, wo ihn seine Anhänger:innen jubelnd begrüßten und ihm Palmblätter auf den Weg legten. Er wurde wie ein König behandelt. Jesus, der „König der Juden“, wollte Pessach in Jerusalem erleben. Für die Römer, die damals in Jerusalem herrschten, war Jesus ein Unruhestifter, denn Könige ernennen durfte nur der Kaiser. Deswegen wurde er Karfreitag ans Kreuz geschlagen. Übrigens: „Pessach“ ist auch der Ursprung für die Bezeichnung von Ostern in vielen Sprachen: pâques auf Französisch, pasqua auf Italienisch, påsk auf Schwedisch – und auch auf Plattdeutsch kennt man Paasken beziehungsweise Paasch. Unser „Ostern“ kommt genauso wie das englische „Easter“ vom altgermanischen Wort für die Morgendämmerung.
Gründonnerstag: Letztes Abendmahl und Verrat
Vier Tage später erinnert Gründonnerstag an das letzte Abendmahl. Anders als oft behauptet, stammt der Name wohl nicht vom mittelhochdeutschen Wort „gronan“ für weinen, sondern vom Althochdeutschen „gruoan“ für wachsen oder gedeihen. Auf Englisch gibt es das Wort noch immer: to grow. An Gründonnerstag wurde Jesus von einem seiner Jünger verraten. Jesus wusste das, er hatte es schon beim Abendmahl angekündigt. Warum er nichts dagegen unternahm? Vielleicht war er einfach bereit, für seine Überzeugungen und seine Mitmenschen zu sterben.
Karfreitag und Karsamstag: Jesus stirbt am Kreuz und wird ins Grab gelegt
Karfreitag ist der Tag, an dem Jesus gekreuzigt wurde und starb. Das Wort „Kar“ bedeutet so viel wie Trauer, Klage oder Elend. Am Karfreitag verurteilt der römische Statthalter in Jerusalem, Pontius Pilatus, Jesus zum Tod. Das riesige Kreuz, an das er genagelt wird, muss er selbst auf den Hügel Golgatha tragen. Auf dem Weg dorthin wird er ausgelacht, bespuckt und gefoltert, er bricht mehrmals unter der Last des Kreuzes zusammen. Auf dem Hügel wird Jesus zwischen zwei Räubern gekreuzigt. Als er langsam und qualvoll stirbt, verlosen die, die ihn ans Kreuz genagelt haben, seine Kleidung unter sich. Zur „6. Stunde“ nach der damaligen Tageszeitensystem soll Jesus dann gestorben sein. Darum findet an Karfreitag um 15 Uhr ein Gottesdienst statt. Karsamstag ist der Tag der Grabesruhe, der traditionell still begangen wird.
Ostersonntag und Ostermontag: Jesus ersteht wieder auf
Am Ostersonntag dann: Auferstehung! Das Grab Jesu ist leer, der große Stein, der es verschlossen hatte, zur Seite gerollt. Jesus sei auferstanden, verkündet ein Engel. Noch am Abend von Ostersonntag erscheint Jesus einigen Jüngern und sagt ihnen, dass sie seine Lehre in alle Welt tragen sollen. Daher kommt der Name „Apostel“ (zu Deutsch: Gesandte:r) – die von Jesus mit der Verkündigung des Glaubens beauftragten Jünger. An Ostermontag ist auch der letzte Zweifler unter den Jüngern überzeugt, als er Jesus trifft und Jesus ihm anbietet, seine Wunden zu berühren: Thomas. Noch heute nennt man einen hartnäckigen Zweifler manchmal „ungläubiger Thomas“.
Ab in den Himmel: Christi Himmelfahrt
Mit Ostermontag endet das Osterfest. Jesus soll noch 40 Tage lang auf der Erde geblieben sein. Was genau er in dieser Zeit gemacht hat, ist nicht überliefert. Am 40. Tag aber soll ihn eine Wolke abgeholt haben. Seitdem sitzt er zur Rechten Gottes im Himmel. Es gibt auch andere Theorien, wie die, dass Jesus nie am Kreuz starb und mit Maria Magdalena, der Frau an seiner Seite, nach Indien gegangen ist. Noch heute vermuten einige Muslim:innen der Ahmadiyya-Gemeinde sein Grab in Kaschmir.
Darum ist Ostern auch für Nichtchrist:innen spannend
Intrige, Action, Gewalt, Unglaubliches: Die Ostergeschichte hat alles, was einen Blockbuster ausmacht. Dass Ostern auch für Menschen, die nicht an Jesus glauben, Inspiration bereithält, glaubt Christopher Schuller fest. „Die Geschichte von Ostern ist kein historischer Bericht – einen Geister- oder Zombie-Jesus gab es natürlich nicht. Aber einen Gekreuzigten gab es schon. Einen Menschen, der seine Botschaft von Liebe und Gerechtigkeit bis in den Tod vertrat. Und einen, der mehr als symbolisch in den Herzen vieler Menschen weiterlebt. Das Leben und Sterben und Weiterleben von Jesus zeigt: Radikale Liebe und Gerechtigkeit können die Welt verändern. Wir alle sind würdig und gut und schön, genau so wie wir sind. So ein krasser Zuspruch kann alle freuen und Halt geben.“
Verstehen, was verbindet: Der Religionsmonitor der Bertelsmann Stiftung erforscht die gesellschaftliche Bedeutung von Religion und die Einstellungen von Menschen zu religiöser bzw. kultureller Vielfalt.