Deutschland feiert … Rosch ha-Schana! Das jüdische Neujahrsfest
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marta matyszczyk - unsplash.com/license
- 11. September 2020 | Aktualisiert: 6. Oktober 2023
Die jüdische Feier Rosch ha-Schana hat seine ernsten Seiten, es ist aber auch eines der fröhlichsten Feste des Judentums. Sein Höhepunkt: das Blasen eines Widder-Horns, dessen Ton durch Mark und Bein geht. Was es mit diesem Brauch auf sich hat und was dieses Fest noch ausmacht – change erklärt’s.
Ob strenggläubig oder eher gemütlich: An einem Abend im September feiern Jüd:innen in Deutschland und auf der ganzen Welt das Neujahrsfest Rosch ha-Schana. change hat für euch Antworten auf die häufigsten Fragen zu diesem Tag und weitere interessante (Informations-)Häppchen gesammelt - ein wahres Festmahl samt Granatäpfeln, Honig und Gefiltem Fisch.
Wann ist Rosch ha-Schana 2024?
Rosch ha-Schana beginnt (nach gregorianischem Kalender) 2024 am Abend des 2. Oktober (nach jüdischem Kalender am Ende des 1. Tishri). Je nach religiöser Strömung feiert man bis zum nächsten oder übernächsten Abend. In jedem Fall landet man im Jahr 5784. Rosch ha-Schana wird immer 163 Tage nach Pessach gefeiert.
Warum feiert man Rosch ha-Schana abends?
Im Judentum beginnt der neue Tag traditionell bereits bei Sonnenuntergang. Deshalb feiert man Rosch ha-Schana, wie auch alle anderen jüdischen Feste, schon am Vorabend des eigentlichen Festtags. Diesen Vorabend nennt man Erev (hebräisch: Abend) Rosch ha-Schana.
Wie funktioniert der jüdische Kalender?
Wann Rosch ha-Schana gefeiert wird, verschiebt sich jedes Jahr. Der jüdische Kalender hat nämlich nur 355 Tage.
Damit ein Jahr im Durchschnitt einem Umlauf um die Sonne entspricht, fügt man in einem Zyklus von 19 Jahren siebenmal einen ganzen Schaltmonat ein: den Adar. Dass es schon einen Monat namens Adar im jüdischen Kalender gibt, ist kein Problem. Während des Schaltjahres bekommt der Schaltmonat diesen Namen und der eigentliche Adar erhält die Bezeichnung We-Adar („noch ein Adar“).
Was ist die Bedeutung von Rosch ha-Schana?
Rosch ha-Schana heißt wörtlich „Kopf des Jahres“. Zusätzlich zum neuen Jahr feiert das Judentum den Beginn der jüdischen Zeitrechnung. An diesem Tag, so wurde es überliefert, habe Gott die Welt und den Menschen geschaffen. Es geht also um nichts Geringeres als den Schöpfungsakt.
Rosch ha-Schana läutet die „zehn Tage der Umkehr“ ein
Gläubigen Menschen stellt sich an diesem Tag eine wichtige Aufgabe: Sie sollen darüber nachdenken, wie sie sich im vergangenen Jahr verhalten haben, und sich an ihre religiösen und moralischen Pflichten erinnern. Mit dem Ende des Festes beginnen nämlich die „zehn Tage der Umkehr“: In diesem Zeitraum schaut Gott besonders genau auf das Betragen, bis zum Versöhnungstag Jom Kippur.
Wie feiert man Rosch ha-Schana?
Sobald der Schofar ertönt, wird der normale Tagesfluss unterbrochen. Das anfängliche Grummeln des Widder-Horns weicht einer Note, die den gesamten Körper durchdringt und innehalten lässt. Mit dem „Lärmblasen“ beginnt Rosch ha-Schana. Gläubige Menschen folgen dem Signal zum Gebet in die Synagoge.
Symbolische Handlung an Rosch ha-Schana: Taschlich
Im Anschluss geht man zu einem Fluss oder einem See, um seine Taschen umzukrempeln: Die angesammelten Krümel fallen ins Wasser und werden weggespült, so wie jede Lüge, jede versäumte Pflicht und jede schlechte Tat des Jahres vergeben wird. Dieser Taschlich (hebräisch für „Du wirst werfen“) genannte Brauch kann auch darin bestehen, dass man Steine ins Wasser wirft. Das geht auf einen Spruch des Propheten Micha zurück: „Und in die Tiefen des Meeres wirst du all ihre Sünden werfen.“
Was essen jüdische Gläubige an Neujahr?
Im neuen Jahr soll es aber um mehr gehen als nur Frömmigkeit. Es soll auch ein süßes Jahr werden! An Rosch ha-Schana kommen deshalb verschiedene Festspeisen auf den Tisch, die sogenannten „Simanim“, jede davon mit einer bestimmten Symbolik.
Speisen als Symbole: Das bedeuten die Gerichte an Rosch ha-Schana
Für die Süße im neuen Jahr gibt es Apfelstücke, die man vor dem Essen in Honig taucht. Ähnlich eindeutig konnotiert ist das Challa: Das runde Weißbrot symbolisiert den runden Jahresverlauf und steht für die Bitte um Harmonie und Hoffnung. Wie in vielen anderen Kulturen kommt im Judentum ebenfalls ein Granatapfel auf den Tisch: ein Symbol für das Fortleben der Generationen und ein Appell, so viel Gutes zu tun, wie die Frucht Kerne hat.
Damit es einem immer wie dem Kopf ergeht und nicht wie dem Schwanz, essen Gläubige außerdem Teile von Fisch- oder Schafsköpfen. Ansonsten wird der jüdische Klassiker Gefilte Fisch aufgetischt. An dem Fischgericht scheiden sich die Geister, sagt Köchin Ellen Presser: „Die einen lieben ihn, die anderen können wegen seiner zart-süßlichen Note nichts damit anfangen.“
Jüdischer Neujahrsgruß zu Rosch ha-Schana: Schana tova! Ein gutes Jahr!
Der Neujahrsgruß zu Rosch ha-Schana lautet „Schana tova!“, was „ein gutes Jahr“ heißt. Wer es süß mag, kann „Schana tova u'metuka“ wünschen, „ein gutes und süßes Jahr“.
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