Was bringt Recycling wirklich?
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Sigmund – unsplash.com/license
- 25. Februar 2021
Entsorgst du noch oder trennst du schon? Dass man Papier und Restmüll trennt und Gläser nicht in den Hausmüll entsorgt, wird einem in Deutschland schon als Kind eingebläut. Aber ist Recycling wirklich so sinnvoll, wie uns immer erzählt wird? Und welche Fehler beim Mülltrennen begehen wir jeden Tag?
Die Deutschen recyceln wie die Weltmeister – denkt man. Dabei liegt Deutschland im europäischen Vergleich allenfalls im oberen Mittelfeld. Gerade was Verpackungsmüll aus Plastik betrifft, hinken wir weit hinterher. Doch was bringt die Wiederverwertung von Abfällen überhaupt? change räumt mit ein paar hartnäckigen Mythen auf.
Der weltweite Müllberg wächst
Müll zu vermeiden, verantwortungsvoller zu konsumieren und nachhaltiger zu produzieren – die Vereinten Nationen haben das zum erklärten Ziel gemacht. Recycling spielt bei diesem sogenannten „Sustainable Development Goal“ (SDG) eine große Rolle. Doch nur weil die UN etwas sagen, heißt es noch lange nicht, dass sich alle Staaten daran halten. Immer mehr Menschen leben in Wohlstand, der weltweite Müllberg wächst. Wohin mit all dem Abfall?
One man’s trash – another man’s treasure
Die Antwort heißt: Recycling. So wird aus vermeintlich unbrauchbaren Abfällen neues Material für den Wirtschaftskreislauf. Eine Recyclingmethode ist die Wiederverwendung. Das bekannteste Beispiel sind Mehrwegflaschen, die bis zu 50 Wiederbefüllungen mitmachen. Die andere Recyclingmethode schauen wir uns etwas genauer an: die sogenannte werkstoffliche Wiederverwertung. (Die dritte Recyclingmethode, das chemische Recycling, lassen wir einmal außer Acht, da sie kaum angewendet wird. Hier kannst du jedoch mehr darüber erfahren.)
Warum stoffliche Wiederverwertung so wichtig ist
Recycling ist aus drei Gründen wichtig: Erstens bedeutet mehr recycelter Müll weniger Müllverbrennung und Deponieentsorgung. Der letzte Fall ist in Deutschland zwar gar nicht so häufig (nur ein Prozent des Siedlungsmülls landet auf Deponien – in Spanien sind es 57 Prozent), aber Deponien sind wahre Giftschleudern. Durch sie gelangen Schadstoffe in den Boden und klimaschädliche Gase in die Luft. Zweitens ist Recycling klimafreundlich. Im Schnitt wird bei der Wiederverwertung weniger Energie verbraucht, als wenn man die Materialien neu herstellen würde. Drittens müssen wir einsehen, dass wir nicht unendlich viele Ressourcen haben. Die Erdölvorkommen der Welt sind genauso endlich wie die Kobaltvorkommen, die man (noch) zur Batterieherstellung braucht.
Recycling kann die Abhängigkeit von fremden Rohstoffen verringern
Nehmen wir das Beispiel Elektroauto-Batterien. Das Recyceln solcher Batterien ist nicht nur umweltfreundlich, es ist auch gut für die Wirtschaft. Denn wo recycelt wird, wird Wertschöpfung betrieben. Außerdem bedeuten regionale Wirtschaftskreisläufe auch weniger Transport und mehr Arbeitsplätze vor Ort. Recycling zeigt auch: Klimaschutz und Produktivität gehören zusammen.
Schätz mal! Wie hoch sind die Recyclingquoten für diesen Verpackungsmüll?
Perfekte Kreisläufe sind schwierig, aber möglich
„Cradle to Cradle“ (C2C), also von der Wiege in die Wiege, nennt sich die perfekte Kreislaufwirtschaft. Sie orientiert sich an der Natur, denn auch dort gibt es keinen „Abfall“, alles kehrt im biologischen Kreislauf immer wieder zurück. Expert:innen sehen in der sogenannten „zirkulären Wertschöpfung“ viele Chancen, im Kleinen und im Großen.
Kreislaufwirtschaft ist die große Chance für Kommunen
Besonders Kommunen könnten Kreislaufwirtschaft zu ihrem Vorteil nutzen. Der Traum von der „Kreislaufstadt“ ist in einigen Gegenden schon zum Greifen nah, zum Beispiel in der Klimametropole Kopenhagen oder der Smart City Amsterdam. Im niederländischen Venlo wurde das C2C-Prinzip sogar zum wirtschaftlichen Leitmotiv. Und der Kreis Lippe vereint in seinem deutschlandweit einzigartigen Konsortium „Lippe zirkulär“ mehr als 30 lokale Akteur:innen für mehr Nachhaltigkeit, Klima- und Ressourcenschutz.
Und was habe ich damit zu tun?
Eine ganze Menge. Du kannst bewusst auf Produkte aus der Kreislaufwirtschaft setzen, zum Beispiel auf zertifizierte C2C-Produkte. Du kannst auf abfallreiche Produkte verzichten und schwer oder kaum zu recycelnde Verpackungen meiden. Außerdem kannst du durch richtiges Mülltrennen dabei helfen, Recycling effektiver zu machen. Wenn du dich jetzt fragst, was „richtiges Mülltrennen“ bedeutet, haben wir ein paar der verbreitetsten Missverständnisse für dich aufgeklärt.
Sechs Dinge übers Recycling, die du dich immer gefragt hast
Jede:r von uns hat sich schon mal gefragt, wohin die blaue Flasche kommt, wenn es nur Container für Grün- und Weißglas gibt. Oder was man mit all den benutzten Masken anstellt, die wir derzeit tragen müssen. Mach dich bereit für sechs Recyclingfragen, schnell und einfach erklärt:
1. Kann man FFP2- und OP-Masken recyceln?
Die Antwort ist: nein. Diese Masken gehören in den Restmüll und werden verbrannt. Das ist vor allem eine Frage der Hygiene. Übrigens: Masken, die achtlos weggeworfen in der Natur landen, sind ein riesiges Problem, denn die synthetischen Fasern zersetzen sich erst nach hunderten von Jahren.
2. Wohin gehören blaue und rote Flaschen?
Ins Grünglas. Denn Grünglas verträgt einen höheren Anteil an Fremdfarben als Weißglas. Das liegt an der Chemie des Glases. Wenn du also die 90er-Jahre-Flaschensammlung deiner Eltern entsorgen willst – ab ins Grüne!
3. Chipstüten kommen ganz klar in die gelbe Tonne – oder?
Nein. Chipstüten können nicht recycelt werden, denn sie bestehen aus vielen verschiedenen Folienmaterialien. Das macht eine Wiederverwertung unmöglich. Ab in den Restmüll damit!
4. Gehört alles Papier in die blaue Tonne?
Nur unbeschichtete Papiere und Kartons dürfen in die blaue Tonne. Kassenzettel aus Thermopapier, Klebezettel, Backpapier und Luftpolsterumschläge kommen in den Restmüll. Briefumschläge mit Sichtfenster hingegen kannst du getrost recyceln.
5. Den Weinkorken entsorge ich mit der Flasche – oder doch in den Restmüll?
Weder noch. Korken lassen sich prima recyceln. Es gibt dafür eigene Sammelstellen.
6. Es ist im Endeffekt egal, ob ich trenne oder nicht, das wird doch eh noch einmal sortiert?
So einfach ist es nicht. Zwar leisten Sortieranlagen beim Recycling gute Arbeit und spüren falsch entsorgte Abfälle auf (und auch die Müllabfuhr prüft schon beim Abholen stichprobenartig, ob nicht jemand „aus Versehen“ die alte Fritteuse in die gelbe Tonne gegeben hat). Aber je mehr Durcheinander auf der Sortierstraße herrscht, desto mehr Ausschuss gibt es. Gutes Trennen daheim führt also auch zu besseren Recyclingquoten.
Globale Klimaziele lokal umsetzen – das ist Ziel der „Agenda 2030“. Das gleichnamige Projekt der Bertelsmann Stiftung will daran mitwirken, dass unsere Kommunen die UN-Entwicklungsziele (SDGs) erreichen.