#bullyme: Das können Eltern und Lehrer*innen gegen Mobbing tun
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- 18. Oktober 2018
Wer in der Schule von Mobbing betroffen ist, hat oft jahrelang mit der Aufarbeitung zu kämpfen. Unter dem Hashtag #bullyme berichten Betroffene von ihren Erfahrungen. Wir haben einen Experten befragt, wie Eltern und Lehrer*innen helfen können.
Jede*r Sechste erfährt in der Schule körperliche oder psychische Gewalt. Auf Twitter berichten Betroffene unter dem Hashtag #bullyme von den Misshandlungen durch Mitschüler*innen – und von Lehrer*innen, die zu oft wegsehen. Die bewegenden Statements machen deutlich, wie wichtig es ist, gegen Mobbing vorzugehen. Und das Problem endlich ernst zu nehmen.
Doch was kann man konkret gegen diese Form der Gewalt tun? Wir sprachen mit dem Mobbing-Experten Jurij Ils vom Jugendwerk e.V.:
change | Herr Ils, warum ist Mobbing für Betroffene so fatal?
Jurij Ils | Mobbing ist ein Akt der kollektiven psychischen Gewalt, die mehrere Jahre andauern kann. In vielen Fällen reicht es nicht aus, ein oder zwei klärende Gespräche mit den Täter*innen zu führen. Es braucht dafür fast eine Art Gruppentherapie. Die betroffenen Kinder und Jugendlichen sind oft nicht in der Lage, sich selbst zu helfen.
Der Verein Jugendwerk e.V.
… wurde bereits 1993 gegründet und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung zu begleiten. Er fördert mit seinen Bildungs- und Freizeitangeboten die Integration von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung sowie mit und ohne Migrationshintergrund. Der Verein widmet sich besonders dem Thema „Mobbing“ und wurde vor vier Jahren durch seine Aktionen bei der Preisverleihung „Alle Kids sind VIPs“ zum Publikumsliebling gewählt.
Wie wirkt sich Mobbing auf die betroffenen Schüler*innen aus?
Sie werden ängstlicher, wütender, frustrierter. Der bekannte Satz „Einmal gemobbt, immer gemobbt“ trifft auf viele Betroffene zu. Sie werden zu Außenseitern – und das kann im späteren Leben Konsequenzen haben.
Welche Kinder sind besonders betroffen?
Besonders Kinder, denen es schwerfällt, sich zu wehren, und sehr ängstliche sowie äußerlich auffällige Schüler*innen sind betroffen – also wenn es um Übergewicht, Hautfarbe, Zahnspangen, körperliche Behinderungen oder „uncoole Kleidung“ geht. Häufig gemobbt werden auch Schüler*innen mit Sprachfehlern und Kinder, die als ungepflegt wahrgenommen werden. Auch lernschwache Schüler*innen leiden häufiger unter Mobbing.
„Mobbing ist ein Akt der kollektiven psychischen Gewalt. Es braucht dafür fast eine Art Gruppentherapie.“
Jurij Ils, Vorsitzender des Jugendwerk e.V.
Was kann man dagegen tun?
Als Schüler*in sollte ich eine Vertrauensperson aufsuchen. Die Eltern sollten unbedingt das Gespräch mit Vertrauenslehrer*innen oder Sozialpädagog*innen suchen und eine gemeinsame Strategie für die Lösung des Problems erarbeiten. Als Lehrer*in sollte man das Problem vor allem ernst nehmen und nicht verharmlosen. Ein Gesprächskreis mit dem Mobbing-Opfer und den Täter*innen sowie den Eltern der beiden ist auch wichtig, wenn nötig auch öfter. Generell sollten Lehrer*innen das Thema „Mobbing“ in der Schule intensiver thematisieren. So wird das Problembewusstsein gestärkt und Mobbing ernster genommen.
Wie ist das Jugendwerk e.V. gegen Mobbing aktiv?
Wir haben zum Beispiel zwei preisgekrönte Kurzfilme zum Thema „Mobbing“ gedreht. Mit unseren Filmvorführungen besuchten wir unsere Partnerschulen in der ganzen Republik, um mit Schülern über Mobbing zu diskutieren. Außerdem setzen wir uns während unserer Vereinsaktivitäten regelmäßig mit dem Thema „Mobbing“ auseinander. Wir betreuen wöchentlich fast 200 Schülerinnen und Schüler. Da wird das Thema in Gesprächen, Diskussionen und Kurzvorträgen in den Mittelpunkt gerückt.
Mehr dazu? Die Bertelsmann Stiftung sucht seit 2008 für den Jugendintegrationswettbewerb „Alle Kids sind VIPs“ nach Projekten, die sich beispielhaft für ein faires Miteinander in Vielfalt engagieren. Seitdem haben sich rund 700 Projekte mit über 15.000 Jugendlichen beteiligt.