Kolumnistin Suzanna Alkotaish: Wie syrische Flüchtlinge Integration verstehen
-
change-Redaktion
- September 2017
Suzanna Alkotaish ist 27 Jahre alt, stammt aus Syrien und floh 2015 vor dem Krieg nach Deutschland. Die ausgebildete Journalistin bloggt für uns regelmäßig über ihre Erlebnisse in der neuen Heimat.
Wie verstehen die Syrischen Flüchtlinge die Integration?
Viele Syrische Flüchtlinge verstehen die Integration nur oberflächlich oder nicht richtig. Sie haben Angst, dass das neue Leben in Deutschland ihre Religion, Bräuche und Tradition verändert, die für sie von größter Bedeutung sind.
Sie verstehen Integration als etwas, dass sie dazu zwingt, sich ändern zu müssen: ihre Beziehung, wie sie sich anziehen, wie sie denken, ihre täglichen Gewohnheiten, was sie essen. Und sie sehen die Integration nicht als ausreichende Möglichkeit in Harmonie zusammenzuleben.
Meine Nachbarin Nada (38 Jahre alt - Name geändert) flüchtete von Aleppo mit ihren zwei Kindern. Sie sagt mir immer, dass sie Angst vor der deutschen Gesellschaft hat. Sie hat Angst ihre Kinder zu verlieren, und sie weiß nicht, was die deutsche Gesellschaft ist.
Die größte Hürde ist die deutsche Sprache
Der Schlüssel einer jeden Gesellschaft ist die Sprache. Die deutsche Regierung unterstützt das Erlernen der Sprache, sobald die Flüchtlinge in Deutschland ankommen. Allerdings ist die Sprache das erste große Hindernis, mit dem die Flüchtlinge konfrontiert sind. Das Studieren der Sprache braucht viel Zeit. .
Manche syrischen Flüchtlinge haben keine Lust darauf, die Sprache zu lernen. Sie denken sich, dass sie als Gäste in Deutschland sind und wenn der Krieg vorbei ist, gehen sie zurück nach Syrien. Manche wollen einen guten Job und weiter studieren, darum strengen sie sich an. Aber ich kenne manche, die besuchen Deutschkurse nur um keine Strafe vom Job Center zu bekommen, und das finde ich sehr schade.
Wichtige Informationen muss man verstehen können
Wir brauchen viele Informationen über das Leben in Deutschland, z.B. über das deutsche Bildungssystem in Schulen und Universitäten, über die Krankenversicherung und Bankverbindungen. Und viel mehr sozialgesellschaftliche Aufklärung z.B. in Bezug auf Gewalt gegen Frauen und Kinder und dass das in Deutschland verboten ist.
Ich finde, es ist sehr wichtig, dass die Veranstaltungen für Aufklärung in arabischer Sprache durchgeführt werden. Um die größte Anzahl von Menschen zu erreichen und ihr Verständnis zu garantieren, sollte man in ihrer Muttersprache sprechen.
Damit habe ich gute Erfahrungen gemacht, ich war zwei Mal auf Veranstaltungen mit dem Gesundheitsprojekt MiMi (Mit Migranten für Migranten) und der Moderator sprach arabisch. Dadurch habe ich viele Informationen bekommen, vielleicht hätte ich sie nicht bekommen oder lediglich erst nach einer langen Weile Leben in Deutschland.