Von Jesus bis Stalin: Sieben Dinge, die du noch nicht über Georgien wusstest
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Iman Gozal – unsplash.com/license
- 15. Juli 2020
Georgien – ein Land, das international oft mit einem gewissen US-Bundesstaat verwechselt wird – hält einige Überraschungen parat. Welche dieser sieben Dinge hättest du nicht gewusst?
Vielleicht hast du noch Schulwissen über Georgien: Das Land liegt an der Schnittstelle zwischen Europa und Asien, ist berühmt für seine Weine und bekannt für seine Konflikte mit Russland. Hier kommen sieben weniger bekannte Fakten:
1. Georgien heißt gar nicht Georgien
In der Landessprache heißt Georgien „Sakartwelo“. Der Name bezieht sich auf den mythischen Gründungsvater Kartlos – oder die historische Region Kartli. Ganz so einig ist sich die Forschung da nicht.
2. Georgische Musik rast durchs Weltall
Auf der goldenen Schallplatte, die 1977 mit der Voyager ins All flog, befindet sich auch ein georgisches Lied: „Tschakrulo“, ein Beispiel für den berühmten mehrstimmigen Gesang Georgiens, der mittlerweile zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
3. Jesus hätte vielleicht Georgisch verstanden
Westliches Aramäisch war die Muttersprache von Jesus von Nazareth. In Georgien existiert die Sprache Judäo-Georgisch, die viele aramäische Einflüsse hat. Ob Jesus das wohl verstanden hätte?
Aber auch die georgische Standardsprache ist faszinierend: Sie hat ein eigenes Alphabet mit 33 Buchstaben, kennt nur ein grammatisches Geschlecht und hat Wörter mit bis zu acht Konsonanten am Wortanfang. Zungenbrecher garantiert! Die georgische Schrift ist eine der ältesten der Welt. Georgisch ist mit keiner Sprache der Nachbarländer verwandt und bildet zusammen mit Judäo-Georgisch, Lasisch, Mingrelisch und Swanisch eine eigene Sprachfamilie: Südkaukasisch. Beeindruckend, wenn man bedenkt, dass folgende Sprachen auch nur zu einer Familie gehören: Hindi, Deutsch, Persisch, Griechisch, Russisch, Italienisch, … – und das ist nur eine kleine Auswahl aus der indogermanischen Sprachfamilie.
4. Vom „failed state“ zum Korruptionsbekämpfer und Vorreiter in Sachen E-Governance
Nicht erst seit der Unabhängigkeit 1991 blühten in Georgien Machtmissbrauch und Schattenwirtschaft, das Land zählte zu den korruptesten Ländern der Welt. Das hat sich inzwischen grundlegend geändert: Die Korruption hat stark abgenommen. Wie sich Georgien in anderen Bereichen entwickelt hat, kann man im BTI-Atlas der Bertelsmann Stiftung nachschauen.
Bei der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung ist Georgien international ganz vorn mit dabei. So werden z. B. Grundbucheinträge mit Blockchain-Technologie verwaltet. Das stärkt nicht nur das Vertrauen in staatliche Stellen, sondern verhindert auch Korruption. Übrigens: Das Recht auf freien Zugang zum Internet ist in der georgischen Verfassung (Artikel 17) verankert.
5. Das höchste Dorf Europas
In 2400 Metern Höhe liegt das Dorf Ushguli und ist damit die höchste permanente Siedlung auf dem europäischen Kontinent. Die Wohntürme aus dem 10. Jahrhundert sind UNESCO-Weltkulturerbe.
6. Stalins Geburtshaus ist ein Tempel
In der zentralgeorgischen Stadt Gori wurde 1878 der sowjetische Diktator Stalin unter dem Namen Iosseb Bessarionis dse Dschughaschwili geboren. Sein Geburtshaus ist eine bescheidene Hütte, die von einem prunkvollen Sarkophag überdacht wird und dadurch wie ein antiker Tempel anmutet.
7. Georgien umfasst sieben Klimazonen
Gletscher und Halbwüsten in einem Land: Georgien umfasst sieben Klimazonen. Zum Vergleich: In Deutschland sind es zwei. Dadurch gibt es in Georgien eine riesige natürliche Vielfalt: Während in den kolchischen Niederungen am Schwarzen Meer Kiwis und Eukalyptus wachsen, gibt es im Kaukasusgebirge in tausenden Metern Höhe gar keine Vegetation mehr, sondern ewiges Eis. Diese Natur zu schützen und zu bewahren ist eins der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (die sogenannten SDGs – Sustainable Development Goals).
Auf gute Nachbarschaft! Wie kann die EU auf Veränderungsprozesse in ihren Nachbarländern einwirken, um auf allen Seiten für mehr Sicherheit, Stabilität und Wohlstand zu sorgen? Das erforscht das Projekt „Strategien für die EU-Nachbarschaft“ der Bertelsmann Stiftung.