Darum geht’s beim CO2-Preis
-
Marek Piwnicki – unsplash.com/license
- 25. August 2021
Mit den konkreten Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels beschäftigst du dich lieber nicht so genau, weil sie in deinem Kopf zu einem wirren Kuddelmuddel aus langweiligem Bürokratiejargon werden? change hat für dich zusammengefasst, worum es beim CO2-Preis geht – garantiert nur ein bisschen trocken.
Obwohl Europa und besonders Deutschland in einer gemäßigten Klimazone liegen, ist durch Hitzesommer, schwere Überflutungen und steigende Meeresspiegel an der Ost- und Nordseeküste klar geworden: Der Klimawandel ist kein Mythos, den sich besorgte Ökos ausgedacht haben, er macht sich auch hier bemerkbar, und die Folgen werden wir zunehmend stärker zu spüren bekommen.
Dass CO2 das Klima verändert, ist schon seit dem 19. Jahrhundert bekannt
Das langsame Tempo beim Kampf gegen den Klimawandel erstaunt umso mehr, wenn man bedenkt, wie lange die klimaändernden Eigenschaften von Kohlenstoffdioxid bekannt sind. Nicht erst seitdem Greta Thunberg im Jahr 2018 mit den Klimastreiks begonnen hat, sondern schon Mitte des 19. Jahrhunderts fanden Forscher:innen heraus, dass der mit der Industrialisierung einhergehende CO2-Ausstoß das Klima verändert.
Der Klimaschutzplan 2050: Besser spät als nie
Nach langen Überlegungen hat sich die deutsche Regierung im Jahr 2016 dazu aufgerafft, den Klimaschutzplan 2050 zu verabschieden. In diesem Jahr nochmals verschärft, will die Bundesregierung mit diesem angepassten Plan bis zum Jahr 2045 Treibhausgasneutralität erreichen, so wie es im Pariser Klimaabkommen vereinbart wurde. Treibhausgasneutralität bedeutet, dass nur so viel Treibhausgas ausgestoßen werden darf, wie durch Bäume und Wälder gebunden werden kann. Denn nur so kann der Treibhauseffekt, also die stetige Erwärmung der Erdatmosphäre, die die Menschheit durch übermäßigen CO2-Ausstoß und die gleichzeitige Rodung gigantischer Waldflächen ausgelöst hat, gestoppt werden. Eine Maßnahme des Klimaschutzplans 2050 ist der sogenannte CO2-Preis, der wiederum im Klimaschutzgesetz 2019 festgeschrieben wurde. Das ist übrigens das erste Klimaschutzgesetz, das jemals auf Bundesebene erlassen wurde.
Emissionszertifikate: Aufpreis auf fossile Brennstoffe
Als konkrete Maßnahme ist der CO2-Preis bereits 2005 EU-weit in Kraft getreten, gilt aber nur für ausgewählte Bereiche wie die Strom- und Wärmeerzeugung oder die Luftfahrt. Seit Januar 2021 geht Deutschland noch einen Schritt weiter und erhebt den Aufpreis auch für klimaschädliche fossile Brennstoffe wie Heizöl, Erdgas, Benzin oder Diesel. Unternehmen, die mit diesen fossilen Brennstoffen handeln, müssen ein sogenanntes Emissionszertifikat erwerben. Dahinter steckt der Gedanke, dass der Aufpreis die Umweltschäden, die durch das ausgestoßene CO2 entstehen, kompensiert. Diese höheren Kosten geben die Firmen dann zumindest teilweise an die Verbraucher:innen weiter.
CO2-Zertifikate sollen immer teurer werden
Auf lange Sicht ist geplant, den CO2-Preis schrittweise ansteigen zu lassen – die umweltschädlichen fossilen Brennstoffe werden so immer teurer, beispielsweise beim Fahren mit benzinbetriebenen Autos. Im Gegenzug sollen die Preise bei klimafreundlichen Transportmitteln wie Zügen oder Elektroautos sinken. Die Einnahmen aus den immer teurer werdenden CO2-Zertifikaten sollen in Form eines Kreislaufs dann wieder zurück an die Bürger:innen gehen, indem sie in grüne Energiequellen wie zum Beispiel Wind- und Wasserkraft oder Solarenergie investiert werden.
CO2-Preis als Nachteil für den internationalen Wettbewerb?
Auf den ersten Blick scheint die CO2-Bepreisung ein sinnvoller Schritt zu sein, um die Treibhausgasemissionen zu verringern. Eine Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hat allerdings ergeben, dass ein nur in der EU um 50 US-Dollar angehobener CO2-Preis auf lange Sicht den globalen Treibhausgasausstoß nur um 2,5 Prozent reduzieren würde. Durch die erhöhten CO2-Preise in der EU und in Deutschland würden sich die Emissionen in Länder verlagern, die keinen CO2-Preis verlangen. Außerdem würden die Staaten der EU dadurch weniger wettbewerbsfähig werden.
Um CO2-Neutralität zu erreichen, braucht es globale Lösungen
Für Treibhausgasneutralität macht es daher wenig Sinn, wenn sich einzelne Staaten ehrgeizige Klimaziele setzen, andere Staaten den Klimawandel jedoch weiterhin nicht beachten oder gar leugnen und sich Treibhausgasemissionen so einfach verlagern. Wenn der Klimawandel wirksam bekämpft werden soll, braucht es globale Lösungen. Die oben erwähnte Studie zur CO2-Bepreisung zeigt nämlich auch: Wenn alle Staaten ihre CO2-Preise um 50 US-Dollar erhöhen würden, könnten weltweit 38,6 Prozent Emissionen eingespart werden. Deshalb ist es wichtig, dass im Kampf gegen den Klimawandel die internationale Staatengemeinschaft an einem Strang zieht. Ein globaler CO2-Preis wäre ein wichtiger Schritt.
Wirtschaftlicher Erfolg sollte Hand in Hand mit sozialer und ökologischer Verbesserung gehen. Das Projekt „Global Economic Dynamics“ der Bertelsmann Stiftung untersucht diese Dynamik.