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Bewerben mit KI: So angelst du dir deinen Traumjob

Junge Frau mit langen braunen Haaren sitzt lächelnd am Laptop. Sie trägt ein gelbes T-Shirt und eine graue Jacke. Im Hintergrund sind Bücherregale zu sehen. NDABCREATIVITY - stock.adobe.com

Wir haben es getestet: So gut ist die Bewerbung mit KI

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  • 2. August 2024

Ein Prompt und die perfekte Bewerbung steht? Ganz so einfach ist es nicht, aber tatsächlich kann künstliche Intelligenz (KI) im Bewerbungsprozess ziemlich hilfreich sein. Wir verraten dir, wofür du KI nutzen kannst und wann du besser die Finger davon lässt. 

In Personalbüros gewinnt KI im Bewerbungsverfahren immer mehr an Bedeutung und unterstützt bei der Suche nach neuen Talenten. Ein Beispiel: das KI-Tool Krak-E, das darauf abzielt, flexible und diverse Bewerbungssysteme zu schaffen, die die spezifischen Fähigkeiten und Bedürfnisse der Bewerber:innen berücksichtigen. Doch wie sieht es auf der Seite der Bewerber:innen aus? Wir haben den Selbsttest gestartet und herausgefunden: KI kann ein echter Gamechanger im Bewerbungsprozess sein. Aber wie effektiv ist die digitale Hilfe wirklich, und worauf solltest du unbedingt achten, um das Beste aus ihr herauszuholen?
 


Bewerbung mit KI: Was heißt das eigentlich?

Gemütlich mit einer Tasse Kaffee auf dem Sofa sitzen, einen Prompt formulieren und sich die perfekte Bewerbung schreiben lassen – so stellen sich viele den Einsatz von künstlicher Intelligenz im Bewerbungsprozess vor. Doch ganz so leicht bekommt man seinen Traumjob nicht, denn es gibt bei der Bewerbung mit KI einiges zu beachten.

Die gute Nachricht: KI kann dir nicht nur beim Bewerbungsprozess unter die Arme greifen, sondern auch dabei, passende Jobs zu finden, deine Online-Präsenz zu verbessern und dich optimal auf das nächste Vorstellungsgespräch vorzubereiten. Gemeinsam mit Larissa Klemme, Expertin für Future Skills und Beschäftigung im Wandel bei der Bertelsmann Stiftung, schauen wir uns an, worauf es ankommt, um mit KI das Beste aus deiner Bewerbung herauszuholen.
 

Zwei junge Frauen sitzen auf einem Sofa und schauen auf ihre Smartphones.

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Kann KI eine Bewerbung schreiben?

Die Antwort lautet: Jein. KI ist heute durchaus in der Lage, Bewerbungen zu schreiben. Basierend auf deinen Fähigkeiten und Erfahrungen schlägt die KI dir Formulierungen vor und gestaltet deinen Lebenslauf professionell und ansprechend. Sie kann deine Bewerbung sogar an die Anforderungen der Stellenanzeige anpassen und dir Tipps geben, wie du deine Chancen erhöhst.

Aber es gibt auch Nachteile: KI kann wichtige persönliche Nuancen übersehen und Details deines Werdegangs falsch interpretieren. Außerdem solltest du vorsichtig sein, wie viele persönliche Daten du der KI zur Verfügung stellst. KI-generierten Texten fehlt außerdem oft die persönliche Note, die im Endeffekt den Unterschied machen kann.

Intelligentes Recruiting: So nutzen Unternehmen KI

Künstliche Intelligenz hat die Bewerbungsprozesse auf Unternehmensseite längst verändert. Eine Umfrage unter DAX-Konzernen zeigt: Große Unternehmen sind offen für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Bewerbungsprozess. Statt jede Bewerbung manuell zu sichten, können KI-Systeme Lebensläufe automatisch scannen und die besten Kandidat:innen herausfiltern, indem sie relevante Schlüsselwörter und Qualifikationen erkennen.

Auch Bewerbungen in verschiedenen Sprachen werden von KI schnell und präzise übersetzt, so dass internationale Talente nicht übersehen werden. KI kann sogar Stellenanzeigen gezielt an Personen senden, die bereits Interesse an der Branche gezeigt haben. Kurz gesagt: KI erleichtert die Suche nach geeigneten Fachkräften und spart Zeit und Ressourcen ­­– das haben viele Unternehmen bereits erkannt.

„Bewerber:innen sollten sich durch den Einsatz von KI seitens der Unternehmen nicht verrückt machen lassen: Am wichtigsten ist es, authentisch zu bleiben und persönlich zu überzeugen!“

- Larissa Klemme, Expertin für Future Skills und Beschäftigung im Wandel


Aufgepasst: Das sind die Stolpersteine bei der Bewerbung mit KI

Wir haben die fünf wichtigsten Dinge zusammengetragen, die du auf jeden Fall beachten solltest, wenn du dich bei deiner Bewerbung von künstlicher Intelligenz unterstützen lässt:

1. Stellenanzeige genau analysieren: Achte beim Prompten darauf, möglichst viele relevante Schlüsselwörter aus der Stellenanzeige in die KI einzugeben. Diese Keywords sind entscheidend, da sie die Anforderungen und Erwartungen des Unternehmens widerspiegeln.

2. Persönliche Daten später ergänzen: Aus Datenschutzgründen solltest du persönliche Daten wie Name, Adresse und Kontaktinformationen erst im Nachhinein in das Anschreiben einfügen. Gib deine sensiblen Daten nicht direkt in das KI-Tool ein.

3. Individuelle Anpassungen vornehmen: Obwohl die KI ein solides Grundgerüst erstellt, ist es wichtig, dass du das Anschreiben persönlich anpasst. Füge spezifische Erfahrungen und Qualifikationen hinzu, die besonders relevant für die Stelle sind, und stelle sicher, dass der Ton zu deiner Persönlichkeit passt.

4. Überprüfung und Korrekturlesen: Auch wenn die KI grammatikalisch und stilistisch korrekte Texte generiert, solltest du das Anschreiben immer noch einmal gründlich durchlesen. Achte auch darauf, dass alle Informationen korrekt und vollständig sind.

5. Mehrere Entwürfe erstellen: Nutze die Möglichkeit, dir von der KI verschiedene Versionen des Anschreibens erstellen zu lassen. Experimentiere auch mit verschiedenen Formulierungen und Schwerpunkten, um das beste Ergebnis zu erzielen.
 

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So wird die KI zu deinem persönlichen Bewerbungscoach

Bevor wir eine Bewerbung absenden, vertrauen wir oft auf den Rat von Familie und Freund:innen. Aber was, wenn KI das noch besser könnte? Tatsächlich kann KI zu deiner größten Hilfe werden, wenn du sie zu deiner schärfsten Kritikerin machst. Mit objektivem Feedback und konstruktiver Kritik zu deinen Unterlagen hilft sie dir, Schwachstellen zu erkennen und zu beheben.

So kannst du professionelle und persönliche Bewerbungsunterlagen zusammenstellen, mit denen du dich von deinen Mitbewerber:innen abhebst. Um eine möglichst detaillierte Beurteilung von der KI zu erhalten, lässt du dir am besten ein separates Feedback geben zu: Rechtschreibung und Grammatik, Inhalt, Schlüsselwörtern aus der Stellenausschreibung, Verständlichkeit, Individualität, Kompetenzen und Fähigkeiten sowie Vollständigkeit.
 

So könnte der Prompt für den Beginn eines simulierten Bewerbungsgesprächs aussehen. Du kannst dich ganz entspannt auf das nächste Vorstellungsgespräch vorbereiten, während die KI als Personalchef:in kritische Fragen stellt.


Ganz ohne Aufregung: Simulation von Bewerbungsgesprächen mit KI

Stell dir vor, du sitzt gemütlich auf deinem Sofa und führst ein Bewerbungsgespräch – ganz ohne Schweißperlen auf der Stirn. Genau das ermöglichen KI-gestützte Interviewtrainer. Diese intelligenten Tools stellen dir typische Fragen, analysieren deine Antworten und geben dir direkt Feedback. So kannst du herausfinden, ob du beim Reden wie ein Roboter klingst oder ob dein Pokerface richtig sitzt. Sie erkennen sogar subtile Nervositätsanzeichen wie das Spielen mit den Haaren oder häufiges „Ähm“.

Durch die kontinuierliche Übung kannst du deine Gesprächsführung verbessern und dein Selbstbewusstsein stärken, bevor du dich echten Personaler:innen stellst. Zwar kann KI nicht die emotionale Intelligenz und spontanen Reaktionen von menschlichen Gesprächspartner:innen ersetzen, aber sie ist ein wertvolles Werkzeug, um dich optimal auf den Bewerbungsprozess vorzubereiten und deine Interviewfähigkeiten zu perfektionieren.
 

„Während KI-Systeme oft auf technische Fähigkeiten und Erfahrungen fokussieren, sollten Bewerber:innen auch Soft Skills wie Teamfähigkeit, Flexibilität, Selbstständigkeit oder kreatives Denken klar und deutlich hervorheben. Diese können in bestimmten Bereichen des Lebenslaufs oder Anschreibens erwähnt und im persönlichen Gespräch ebenfalls begründet werden.“

- Larissa Klemme, Expertin für Future Skills und Beschäftigung im Wandel


ChatGPT, Canva und Co.: Dein KI-Bewerbungsteam

Wir haben für dich ein kleines KI-Team zusammengestellt, das dir bei der nächsten Bewerbung zur Seite stehen kann. Mit ChatGPT hast du einen cleveren Mitarbeiter, der dir hilft, deine Bewerbungstexte zu verfeinern, und mit dir ein paar fiese Fragen für das Vorstellungsgespräch übt, damit dich im Ernstfall nichts aus der Ruhe bringen kann. Und wenn du dich nicht so sehr mit Formatierung und Design auskennst, aber dennoch einen überzeugenden Lebenslauf erstellen möchtest, kommt Canva ins Spiel. Mit seinen neuen KI-Features sorgt es dafür, dass dein Lebenslauf heraussticht.

Die Balance zwischen KI und persönlicher Note finden

Ob es darum geht, deinen Texten den letzten Schliff zu geben, deinen Lebenslauf zu gestalten oder das Vorstellungsgespräch zu üben – KI kann dir den entscheidenden Vorteil verschaffen. Aber denk daran: Die richtige Balance zwischen automatisierter Unterstützung und persönlicher Note macht den Unterschied. Also, schnapp dir dein KI-Team und hol dir deinen Traumjob!

Die Integration von KI in den Bewerbungsprozess zeigt deutlich, wie dynamisch und zukunftsorientiert sich der Arbeitsmarkt entwickelt. Initiativen wie #I_make_AI und die Projekte der Bertelsmann Stiftung zu Beschäftigung im Wandel verdeutlichen die Notwendigkeit, sich kontinuierlich mit diesen Veränderungen auseinanderzusetzen.