Konstruktiver Dialog: Das b° future festival öffnet neue Perspektiven
-
Bonn Institute
- 18. Oktober 2024
Welche Themen bewegen dich? Fühlst du dich durch die Medienwelt repräsentiert? Das b° future festival in Bonn brachte Menschen zusammen, um genau über diese Fragen zu sprechen. Dabei ging es neben kritischer Berichterstattung auch um Lösungen und Perspektivenvielfalt.
Mitten auf dem Bonner Münsterplatz war vom 3. bis 5. Oktober viel los. Zwischen Zelten, Bühnen und Ständen versammelten sich Menschen, die eines verbindet: Sie wollten über die Zukunft und die des Journalismus und diskutieren. Denn das b° future festival ist keine gewöhnliche Fachkonferenz für Journalist:innen und Menschen aus der Medienbranche. Vielmehr sollte ein Ort des Austauschs entstehen: zwischen Journalist:innen, Medienkonsument:innen und zufällig vorbeikommenden Bürger:innen.
Grund genug einmal bei Ellen Heinrichs, Gründerin des Bonn Institute, nachzufragen, wie Journalismus die Gesellschaft stärker machen kann.
Ellen Heinrichs
... ist eine der führenden Stimmen im Bereich des konstruktiven Journalismus in Deutschland. Sie ist Gründerin und Geschäftsführerin des Bonn Institute, das sich für konstruktiven Journalismus einsetzt. Als erste Deutsche hat sie am Fellowship-Programm des Constructive Institute in Dänemark teilgenommen, und führte eine Impact-Studie zum konstruktiven Journalismus für das Grimme Institut durch. Zuvor arbeitete sie bei der Deutschen Welle, wo sie maßgeblich den digitalen Wandel und das Wissensmanagement vorantrieb.
Konstruktiver Journalismus: Brücken bauen, Lösungen finden
Überall auf dem Festivalgelände, in den Vorträgen und sogar im Slogan des b° future Festivals wird „konstruktiver Journalismus“ großgeschrieben. Doch was steckt dahinter? Ellen Heinrichs hat darauf eine klare Antwort: „Konstruktivität im Journalismus bedeutet, unvoreingenommen zuzuhören, die Vielfalt der Perspektiven und Meinungen zu akzeptieren und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen“.
Heinrichs geht es um Lösungen und eine neue Form des Dialogs. „Es ist wichtig, zuzuhören, ohne zu urteilen oder abzulehnen. Wir müssen bereit sein, die Erfahrungen und Sichtweisen anderer zu respektieren, selbst wenn sie von unseren eigenen abweichen. Besonders bei polarisierenden Themen ist diese Fähigkeit von Bedeutung“, betont sie.
Beethoven, Haribo und konstruktiver Journalismus in Bonn
Wusstest du, dass Bonn einmal die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland war und die Heimat von zwei Namen, die du sicher kennst? Hier wurde der Komponist Ludwig van Beethoven geboren und hier gründete Hans Riegel seine Süßwarenfirma Haribo - mindestens einer davon hat uns das Leben ein bisschen versüßt. Anlässlich des b° future festivals fanden über die gesamte Innenstadt verteilt Vorträge, Diskussionen und Workshops statt. Das Ziel dahinter: Sicherlich nicht, dass die Besucher:innen ihr Schrittziel erreichen, sondern vielmehr, möglichst viele Menschen zum Mitreden und Mitgestalten zu animieren.
Raus aus der Bubble: Eine Veranstaltung für alle
Das Besondere am b° future festival: Die Offenheit für alle. „Auf vielen journalistischen Veranstaltungen bleiben wir in unseren gewohnten Kreisen und umgeben uns mit Gleichgesinnten“, erklärt Ellen Heinrichs. Beim b° future festival sei das anders: „Da es nicht nur eine Fachkonferenz ist, sondern auch einen kostenlosen, öffentlichen Teil gibt, treffen hier wirklich verschiedene Perspektiven aufeinander.“
In einer Zeit, in der viele in ihren Filterblasen gefangen sind, verstärkt durch Algorithmen im Internet und den Sozialen Medien, bietet das Festival eine Gelegenheit, neue Sichtweisen zu entdecken und Verständnis zu fördern. Menschen, die sonst keine Berührungspunkte mit der Medienwelt haben, kommen in direkten Austausch mit Journalist:innen und erfahren, welche Rolle Journalismus in der Gesellschaft spielt. Das Festival verlässt die „Bubble“ und öffnet die Türen für einen breiten Dialog.
Begegnungen, die bewegen: Die kleinen Highlights des b° future festivals
Was war für Ellen Heinrichs selbst das Festival-Highlight? Für sie seien es vor allem die kleinen Momente, vermeintlich unscheinbare Augenblicke, die zeigen, wie unterschiedlich die Teilnehmer:innen auf die Inhalte reagieren, erzählt sie. „Ich habe mich auch sehr gefreut, dass wir so viele Generationen begeistern konnten. Ich habe unglaublich viele Kinder und Familien gesehen.“ Aber auch die Leidenschaft der Journalist:innen, die am Festival teilnehmen, beeindruckte Heinrichs. „Alle Speaker:innen und Journalist:innen sind in ihrer Freizeit hier. Das unterstreicht, wie wichtig ihnen das Thema ist und mit welcher Hingabe sie sich dafür einsetzen“, betont sie.
Mehr Wertschätzung für Journalist:innen
Eine Langzeitstudie der Gutenberg Universität zeigt: Das Vertrauen der deutschen Bevölkerung in die Medien sinkt. Auf dem Münsterplatz mischten sich nicht nur neugierige Besucher:innen sondern auch kritische Passant:innen ins Publikum. Was dann passierte? Manchmal wurde die Diskussion laut, manchmal verlief sie ruhig. Aber am Ende wurde nicht nur gestritten, sondern vor allem geredet.
Ellen Heinrichs selbst plädiert für mehr Wertschätzung Journalist:innen gegenüber. Ganz selten werde sie gefragt: „Was machen Journalist:innen eigentlich gut?“. Oft stehe nur das Negative im Vordergrund, dabei zeige gerade das Festival in Bonn sehr deutlich, dass Journalismus unglaublich viel leistet.
Journalismus: Mehr als nur Schlagzeilen
Die Stimmung vor Ort war geprägt von Neugier, optimistischer Euphorie, aber auch einer gewissen Skepsis - und genau diese Mischung machte den Austausch so wertvoll. Viele Passant:innen fühlten sich gehört und konnten ihre Kritik offen äußern, was bei so manchem überraschend positive Reaktionen hervorrief. Diese Offenheit spiegelte sich in der Vielfalt der Gespräche wider und machte das Festival zu einem lebendigen Spiegelbild unserer Gesellschaft.
Das change Magazin der Bertelsmann Stiftung möchte Menschen in einer zunehmend komplexen Welt mehr Teilhabe ermöglichen und verschiedenste Perspektiven einbeziehen. Die Initiativen der Stiftung sollen durch fundierte Erkenntnisse Wege zur Lösung aktueller Herausforderungen aufzuzeigen.