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Beruf Faktenchecker:in: Diese Leute kämpfen gegen Fake News

Drei Jugendliche schauen überrascht auf ihre Smartphones. Confidence – stock.adobe.com

Fake News entlarven: Faktenchecker:innen im Berufscheck

  • Confidence – stock.adobe.com
  • 18. September 2023

Wahr oder falsch? Eine Studie des Massachusetts Institute of Technology hat herausgefunden, dass sich Falschmeldungen in sozialen Netzwerken sechsmal schneller verbreiten als Wahrheiten. Diese Entwicklung macht den Beruf Faktenchecker:in wichtiger denn je.

Fakt ist: Fake News können gefährlich sein und der Demokratie schaden. change erklärt, wie Faktenchecker:innen dagegen ankämpfen, und gibt Tipps, wie du selbst im Dschungel aus Deepfakes, Clickbaiting und Trollen den Durchblick behältst.

Vom Scherz zur Desinformation: Wenn Falschmeldungen die Runde machen

Angst schüren, Aufmerksamkeit erregen, Geld verdienen: Die Motive für die Verbreitung von Fake News reichen von bewussten Lügen über reinen Scherz bis hin zu schlichter Unwissenheit. Hat eine Falschmeldung erst einmal den Weg ins Netz gefunden, ist es schwer, sie wieder herauszuholen. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder zahlreiche Falschmeldungen, die sich online blitzschnell verbreiteten und bis heute Anhänger:innen finden. Teilweise haben sie sich zu komplexen Verschwörungsmythen entwickelt.
 


Die Detektiv:innen des Internets: Warum brauchen wir Faktenchecker:innen?

Wenn Meldungen um die Welt gehen, dass eine Mischung aus Bleichmittel und Haushaltsreiniger Covid-19 heilen könne, die Krim rechtmäßig Russland beigetreten sei oder der Papst den Präsidentschaftskandidaten Donald Trump unterstütze, dann sind Faktenchecker:innen gefragt. Alle genannten Beispiele sind Falschmeldungen, die dennoch weit verbreitet wurden.

Faktenchecker:innen behalten den Überblick

In der Informationsflut der sozialen Netzwerke ist es gar nicht so einfach, zwischen Wahr und Falsch zu unterscheiden. Faktenchecker:innen haben es sich daher zur Aufgabe gemacht, öffentlich verfügbare Informationen auf ihre Genauigkeit und Korrektheit zu überprüfen. Sie spielen eine entscheidende Rolle dabei, Falschmeldungen zu finden und zu entlarven, die auf Webseiten, Blogs und in sozialen Medien auftauchen. Ihre Arbeit basiert auf journalistischen Standards und Methoden sowie den Richtlinien des International Fact-Checking Networks (IFCN), das jährlich Faktencheck-Organisationen zertifiziert, die diese Standards einhalten.

So gehen professionelle Faktenchecker:innen vor

1. Auswahl potenziell falscher Inhalte anhand von Kriterien wie Aktualität, Themenumfang und potenziellem Schaden

2. Recherche nach verlässlichen Informationsquellen wie Statistiken, wissenschaftlichen Studien oder Augenzeugenberichten – sogenannten Primärquellen.

3. Bewertung des Wahrheitsgehalts der behaupteten Informationen anhand von Bewertungsskalen, die von „wahr“ bis „frei erfunden“ reichen

4. Verbreitung der korrekten Informationen auf den eigenen Webseiten, in Newslettern und in sozialen Medien, sobald Inhalte als falsch identifiziert wurden

Was bedeutet eigentlich …

Deepfake
Ein Deepfake ist eine manipulierte Mediendatei, die mithilfe künstlicher Intelligenz erstellt wurde, um Personen in Bildern, Videos oder Audiodateien täuschend echt darzustellen. Gesichter und Stimmen werden simuliert, um realistisch wirkende Fälschungen zu erstellen, die Menschen in verschiedene Situationen versetzen können. Das kann dazu führen, dass Desinformation und Manipulation stärker verbreitet werden, weil Inhalte erzeugt werden können, die echt wirken und scheinbar reale Ereignisse oder Aussagen vortäuschen.

Clickbaiting
Clickbaiting bezeichnet den bewussten Einsatz reißerischer Überschriften, um User:innen zum Klicken auf einen Link zu verleiten, obwohl der tatsächliche Inhalt oft davon abweicht. Die Gefahr besteht darin, dass Clickbait-Taktiken Menschen dazu verleiten können, nur die irreführende Überschrift zu teilen, ohne sie gründlich zu prüfen.

Internettroll
Ein Internettroll ist eine Person, die absichtlich provokante, beleidigende oder kontroverse Kommentare in Online-Diskussionen oder sozialen Medien platziert, oft ohne ernsthaftes Interesse an einer richtigen Debatte. Durch ihre Fähigkeit, Aufmerksamkeit zu erregen, können Trolle Falschinformationen verstärken und Diskussionen entgleisen lassen, was die Vertrauenswürdigkeit von Online-Informationen gefährdet.

Bot
Ein Bot ist ein automatisiertes Computerprogramm, das menschenähnliche Aktivitäten im Internet ausführt, wie das Posten von Beiträgen oder das Versenden von Nachrichten. Da Bots schnell und in großer Zahl agieren können, sind sie in der Lage, Falschinformationen schneller und weiter zu verbreiten und so die Glaubwürdigkeit von Nachrichten und die öffentliche Meinung zu beeinflussen


Viral, aber irreführend: Desinformation in sozialen Medien

Die Fülle an Informationen in den sozialen Medien macht es schwierig zu überprüfen, ob die verbreiteten Informationen wahr oder falsch sind. Zudem scheint der aktuelle Algorithmus von Facebook die Verbreitung von Falschmeldungen zu begünstigen. Auch auf Twitter wurden während der US-Wahlen 2020 zahlreiche Fake News mithilfe von Bots verbreitet. Kein soziales Netzwerk bleibt verschont: Mehr als ein Viertel der viralsten Videos auf YouTube soll irreführende Informationen über Covid-19 enthalten. Von der Überarbeitung der Algorithmen bis zur Bekämpfung minderwertiger Quellen unternehmen die Plattformen kaum etwas gegen Desinformation. Für eine vollständige Eindämmung reichen ihre geringen Bemühungen nicht aus. Viele Faktenchecker:innen werden daher selbst aktiv und arbeiten mit Social-Media-Plattformen zusammen, um Falschinformationen zu identifizieren und die Richtigkeit von Inhalten sicherzustellen.

Faktencheck 2.0: Die Vor- und Nachteile moderner Faktenprüfung

Der technologische Fortschritt hat für Faktenchecker:innen Vor- und Nachteile gebracht. Während automatisierte Bots Falschmeldungen verbreiten und Deepfakes immer realistischer werden, bieten automatisierte Überwachung, Datenanalyse und künstliche Intelligenz wertvolle Unterstützung beim Erkennen und Bekämpfen von Manipulation. Die digitale Archivierung hilft, Falschmeldungen zu widerlegen. Dank dieser Technologien können wir falsche Informationen besser aufspüren und bekämpfen. Aber es braucht schlaue Faktenchecker:innen, die sie klug einsetzen, um sicherzustellen, dass die Infos stimmen.

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Integrität: Die ethische Mission der Faktenchecker:innen

Die Mission der Faktenchecker:innen ist es, nicht nur genaue Infos zu liefern, sondern auch komplexe Themen mit höchster journalistischer Qualität anzugehen. Sie haben eine entscheidende Aufgabe: ethisch korrekt zu handeln. Das heißt, sie müssen zeigen, wie sie Themen auswählen und Informationen bewerten. Dabei dürfen sie sich weder von der Politik noch von ihrer eigenen Meinung beeinflussen lassen. Ihre Faktenchecks sollen fair und ausgewogen sein. Sie wollen verlässliche Informationen liefern, damit die Menschen fundierte Entscheidungen treffen können. Meist sind es gut ausgebildete Journalist:innen, die sich verpflichtet fühlen, die Qualität der Informationsquellen hoch zu halten und so dafür zu sorgen, dass es eine freie und offene Debatte in der Gesellschaft geben kann.
 


Selbst ein:e Faktenchecker:in werden

Mit diesen Tipps kannst du im Rahmen deiner Möglichkeiten selbst ein:e Faktenchecker:in werden:

1. Überprüfe die Quelle: Seriöse Nachrichten kommen oft von bekannten und etablierten Medienorganisationen. Ist die Quelle unbekannt oder verdächtig, sei skeptisch.

2. Überprüfe die URL: Fake News werden oft auf gefälschten Websites veröffentlicht, die wie vertrauenswürdige Nachrichtenquellen aussehen. Prüfe die URL sorgfältig auf Rechtschreibfehler oder ungewöhnliche Abweichungen.

3. Achte auf reißerische Überschriften: Überschriften, die extrem schockierend oder reißerisch sind, sollten dich skeptisch machen. Seriöse Nachrichten verwenden oft nüchterne und sachliche Überschriften.

4. Prüfe die Fakten: Nimm dir Zeit, um die Fakten in der Nachricht zu überprüfen. Suche nach unabhängigen Quellen oder Berichten, die die Informationen bestätigen.

5. Überprüfe die Bilder oder Videos: Fotos und Videos können manipuliert werden, um ein falsches Bild zu vermitteln. Benutze Reverse-Image-Suchwerkzeuge, um die Echtheit von Bildern zu überprüfen. Eines dieser Programme findest du hier!

6. Achte auf persönliche Meinungen: Fake News enthalten oft persönliche Meinungen oder emotionale Sprache, um eine bestimmte Reaktion hervorzurufen. Seriöse Nachrichten berichten in der Regel objektiv. Ist das nicht der Fall, sollte der Beitrag als meinungsbetont gekennzeichnet sein.

7. Überprüfe mit offiziellen Quellen: Wenn eine Nachricht bestimmte Behauptungen aufstellt, schau bei offiziellen Quellen nach oder lies dir Expert:innenmeinungen durch, um sicherzustellen, dass die Behauptungen korrekt sind.

Übrigens: Auf der Seite CORRECTIV.Faktencheck werden Falschmeldungen, Gerüchte und Halbwahrheiten, die täglich im Internet kursieren, aufgeklärt. Du kannst hier selbst aktiv werden und potenzielle Falschmeldungen einreichen, die dann einem Faktencheck unterzogen werden.

Du siehst: Fake News zu erkennen, erfordert Aufmerksamkeit, kritisches Denken und Zeit. Wenn es schnell gehen muss, ist es gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten! Es wird dir also nicht immer gelingen, jede Falschmeldung zu entlarven, aber wenn du diese Tipps befolgst, kannst du dich gut vor Desinformation schützen.

Die Bertelsmann Stiftung setzt sich mit dem Projekt „Upgrade Democracy“ dafür ein, die Verbreitung von Desinformation einzudämmen. Ziel ist es, die Demokratie zu stärken und den konstruktiven politischen Diskurs zu fördern.